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Drittes Kapitel

Full text: Villa Schönow / Raabe, Wilhelm (Public Domain)

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Aus dem Ofenwinkel kamen allerlei gurgelnde und 
schmatzende Laute. Da saß die Tante Jakobine über dem 
Inhalt von Fräulein Wittchens Samariterkorbe. Fräulein 
Wittchen suchte hinter ihrem weißen Taschentuch ihre Thränen 
zu verbergen und ihr Schluchzen zu ersticken, und der Kranke 
lachte plötzlich ganz laut: 
„Halt Dich fest auf dem Affen, Junge! Haben die 
Racker wiederum die Brücke ruinirt! Halt feste, Gerhardchen, 
und verliere mir das Latein nicht; das Brett trägt nicht 
und es geht 'n bißchen tief durch den Bach. He, he, so 
schleppt man sich im zehnten Armeekorps! und die schwarzen 
afrikanischen Schlingel wollten uns zu Anfang des Ver— 
gnügens mit ihrem Kater auf dem Tornister imponiren! 
Kerls, nicht die theure Munition verplempert! Siehste, 
Kleiner, bis Orleans hinein muß sie noch reichen, daß wir 
Schiller und seine Jungfrau auch einmal an der Quelle 
kennen lernen. Seine Werke möchtest Du haben? Na, 
wollen mal sehen, was unser Studirfonds zu Weihnachten 
abwirft; wollen den Herrn Baumeister Hamelmann fragen, 
wie unsere Aussichten im hiesigen Baugewerbe fürs nächste 
Frühjahr stehen.“ 
Es fährt wohl Jeder auf, der seinen Namen in den 
Träumen eines Schwer-Fieberkranken vorkommen hört, wenn 
er ihm einen mitleidigen Abendbesuch abstattet. Auch der 
Herr Baumeister that es, aber mit einem doch außer— 
gewöhnlichen Erschrecken und Zusammenfahren wegen des 
Anrufs, und er griff auch dabei hastig und mit einigem 
Zittern die Hand des jüngeren der Gebrüder Amelung und 
stotterte: 
„Es ist richtig; aber ich wollte, Gerhard, ich könnte 
euch doch mehr sagen, als daß ihr wißt, wo ich wohne!“ 
„Keinen Schritt kommt man voran ohne die Pioniere!“ 
stöhnte der ältere Amelung angsthaft. „Wieder die bloßen 
Mauerpfeiler im Wasser. Vorwärts, rasch, Zimmerlinge —
	        
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