Path:
Zwanzigstes Kapitel

Full text: Villa Schönow / Raabe, Wilhelm (Public Domain)

— 195 — 
wünschte zu wissen, wo ich Sie habe, Schönow; — wünschte 
überhaupt endlich, endlich zu erfahren, wie es nur möglich 
sei, daß so 'ne alte vertrocknete Büchermotte, so 'ne lang— 
weilige, nichtsnutzige, nach Lavendel riechende alte Schachtel, 
so 'ne übergeschnappte, hirntolle, klapperknochige, spinnige, 
lateinische, auf fünf Groschen den Tag angewiesene Mamsell 
aus Pompejum und Herkulani, so 'ne versprungene henkel— 
lose Bunzlauerin, so 'ne verholzte, dürre, aus der Kiepe ge— 
fallene Teltowerin, mit einem Wort so 'ne olle Potsdamerin 
es tagtäglich, jahraus, jahrein menschenmöglich mache, „die 
Menschheit mit immer neuem Jift bei jedem mal 'n bißchen 
jesunden Athemzug aufzuwarten' und fort und fort den Rühr— 
löffel im fremden Topfe auf fremdem Herde zu haben?! — 
Was dabei an anderen Schmeichelreden so nebenbeilief, will 
auch ich jetzt beiseite lassen, obgleich noch recht hübsche darunter 
waren; meinen besten Glückwunsch jedenfalls, alter Kriegs— 
lamerad, daß sie Sie nicht am Kragen hielt auf der Stätte 
Ihrer letzten verbrecherischen Lebensneigungen, sondern nur 
mich! Ihnen, Sie verstockter Bösewicht, würden die Götter 
der Gerechtigkeit wohl auch nicht so schnell wie mir die Hülfe 
von oben gesendet haben! 
„Von oben! Hätten wir Sie jetzt hier, Schönow, 
Helene und ich würden Sie eine ziemliche Zeit rathen lassen, 
durch wen! 
„Es war auf dem kleinen Platze vor der Laube, wo 
ich zwischen den Feuerlilien und der brennenden Liebe den 
Sündenbock spielte und als Opferlamm um den Altar Ihres 
ehelichen Glückes herumgezogen wurde, und zwischendurch 
wie aus dem blauen Abendhimmel ein mehr oder weniger 
verhalten Gekicher in den Lärm, die Thränen und die Ent— 
rüstung der Verhandlung hinein vernahm. Zu einem lauten 
Lachen, ich kann wohl sagen zum Hohnlachen wurde dieses Ge— 
kicher in dem Augenblick, wo ich mit einer ironischen An— 
spielung auf meinen Familiennamen ringend gebeten wurde: 
13*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.