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wünschte zu wissen, wo ich Sie habe, Schönow; — wünschte
überhaupt endlich, endlich zu erfahren, wie es nur möglich
sei, daß so 'ne alte vertrocknete Büchermotte, so 'ne lang—
weilige, nichtsnutzige, nach Lavendel riechende alte Schachtel,
so 'ne übergeschnappte, hirntolle, klapperknochige, spinnige,
lateinische, auf fünf Groschen den Tag angewiesene Mamsell
aus Pompejum und Herkulani, so 'ne versprungene henkel—
lose Bunzlauerin, so 'ne verholzte, dürre, aus der Kiepe ge—
fallene Teltowerin, mit einem Wort so 'ne olle Potsdamerin
es tagtäglich, jahraus, jahrein menschenmöglich mache, „die
Menschheit mit immer neuem Jift bei jedem mal 'n bißchen
jesunden Athemzug aufzuwarten' und fort und fort den Rühr—
löffel im fremden Topfe auf fremdem Herde zu haben?! —
Was dabei an anderen Schmeichelreden so nebenbeilief, will
auch ich jetzt beiseite lassen, obgleich noch recht hübsche darunter
waren; meinen besten Glückwunsch jedenfalls, alter Kriegs—
lamerad, daß sie Sie nicht am Kragen hielt auf der Stätte
Ihrer letzten verbrecherischen Lebensneigungen, sondern nur
mich! Ihnen, Sie verstockter Bösewicht, würden die Götter
der Gerechtigkeit wohl auch nicht so schnell wie mir die Hülfe
von oben gesendet haben!
„Von oben! Hätten wir Sie jetzt hier, Schönow,
Helene und ich würden Sie eine ziemliche Zeit rathen lassen,
durch wen!
„Es war auf dem kleinen Platze vor der Laube, wo
ich zwischen den Feuerlilien und der brennenden Liebe den
Sündenbock spielte und als Opferlamm um den Altar Ihres
ehelichen Glückes herumgezogen wurde, und zwischendurch
wie aus dem blauen Abendhimmel ein mehr oder weniger
verhalten Gekicher in den Lärm, die Thränen und die Ent—
rüstung der Verhandlung hinein vernahm. Zu einem lauten
Lachen, ich kann wohl sagen zum Hohnlachen wurde dieses Ge—
kicher in dem Augenblick, wo ich mit einer ironischen An—
spielung auf meinen Familiennamen ringend gebeten wurde:
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