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"Einmotten"

Full text: Die Berliner Familie / Graeser, Erdmann (Public Domain)

Die Berliner Familie 169 
Seele eines jeden tun kann, der daran teil— 
nimumt. Obwohl Motten — oder vielmehr 
die Moteuraupen — die genügsamsten Tier— 
chen von der Welt sind, da sie bekanntlich 
nur „Löcher“ fressen, wird ihnen doch von 
der Großnama bis zum jüngsten Spröß— 
ling ein Vernichtungskrieg auf Stumpf und 
Stiel erklärt. Man kann die Blutdürstig— 
keit der verschiedenen Charaktere nach der 
Sorgfalt bemessen, mit der sie das Aus— 
streuen des Giftpulvers besorgen, zweitens 
aber auch — und das ist dem Psychologen 
die Hauptsache — nach der Quantität, die 
sie für die einzelnen Stücke zu opfern bereit 
sind. Wer zum Exempel eine alte Winter— 
jacke noch inwendig füllt und stopft wie 
eine Martinsgans, gehört in die Reihe jener 
mordlustigen, grausamen Naturen, deren 
Anführer ein Nero, ein Herodes ist. Aber 
damit nicht genug, ihre Hinterlist übertrifft 
noch die Mordgier. Während dem jungen 
Dichter nichts berauschender dünkt, als der 
Duft der Druckerschwärze, gehören die 
Motten, ob jung ob alt, zum Stamme derer, 
die da sterben, wenn sie Druckerschwärze 
riechen. Seitdem dies von von der Wissen⸗ 
schaft festgestellt, pflegen die mottenfeind—
	        
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