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Sturm

Full text: Mütter / Duncker, Dora (Public Domain)

ein. Dabei. kam ihm allerhand in den Sinn, was 
ihm eigentlich zu tun obgelegen hätte. 
Er hätte an Friederike schreiben sollen, die 
er gleich am Morgen nach dem Tode des Kindes 
nach Stralsund zu Verwandten geschickt hatte. Auch 
musste das Notwendigste an Büchern und Kleidung 
aus dem Schulhaus geholt werden, wenn er heut 
vor Nacht noch die Insel verlassen wollte. Wo er 
eigentlich hin wollte, was er für die nächste Zu- 
kunft beginnen wollte, die vollständig dunkel und 
aussichtslos vor ihm lag, darüber dachte er nicht 
einmal. 
Es war, als ob ein dunkles Gefühl ihn be- 
herrsche, dass nach dem Wiedersehen und dem Ab- 
schied von Anna doch alles weit anders werden 
müsse, als er es jetzt zusammenklügelte. 
Müde vom Denken und Grübeln, von qual- 
vollen Selbstmartern, kehrte er endlich in einem 
bescheidenen Wirtshaus ein, in dem er sich ein 
kleines Hofzimmer anweisen liess und etwas zu essen 
bestellte. Ehe aber der Kellner ihm noch die ge- 
wünschte Mahlzeit gebracht hatte, lag er schon 
ausgestreckt auf dem schmalen Bett und schlief den 
traumlosen, bleiernen Schlaf der Seelenübermüdeten. 
Als er aufwachte, schlug es halb sechs. 
Er hatte gerade noch Zeit, den Weg nach der 
Bucht zurückzulegen. 
Der Sturm hatte ein wenig nachgelassen. Auch 
war de‘ Himmel nicht mehr so gleichmässig dick- 
grau, wie während der ganzen letzten Sturmwoche. 
Die Wolken hingen in vielfarbigen Fetzen umher, 
in allerhand Schattierungen vom tiefsten Schwarz- 
blau bis zum weisslichen Grau. Jetzt brach sogar 
die Abendsonne durch eine düstere, blauschwarze
	        
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