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Eine Mutter

Full text: Mütter / Duncker, Dora (Public Domain)

musste sie wieder gut machen — nur jetzt nicht 
— jetzt konnte sie sich keine Minute mehr für ein 
anderes abstehlen — die wenigen, kostbaren Stun- 
den gehörten ihm, ihm allein. 
„Möchtest du mir nicht Platz machen, Mutter. 
Es ist höchste Zeit, dass ich uns den Kaffee wärme. 
Um fünf Uhr pünktlich müssen wir fort.“ 
Marianne trat ein paar Schritte zurück, mecha- 
nisch immer den Milchtopf des Kleinen in der 
Hand. 
Beim Gehen schleifte ihr Kleid merkwürdig 
schwer und geräuschvoll über den ziegelgepflaster- 
ten Küchenboden. 
„Es klingt ja, als ob du ganz durchnässt wärst“, 
sagte Alrun, nur um etwas zu sagen. Marianne raffte 
den Saum eilends in die Höhe und blickte halb 
scheu, halb trotzig auf Alrun; aber die war mit 
ihren Gedanken schon längst wo anders. 
„Peter sagt, im „Seeadler‘“ hätten sie gestern 
gemeint, die „Windsbraut‘““ würde auch heut noch 
nicht herauskönnen, der Schiessversuche wegen.“ 
Marianne horchte auf. 
„Dann ist’s doch erst recht ein Wahnsinn, Peter 
an Bord. zu bringen — wie ich den kenne, kommt er 
heute noch mal“, fügte sie zögernd und unsicher 
hinzu. 
„Nein, Mutter, lass gut sein. Jetzt kriegt er 
keinen zweiten Urlaub mehr.“ 
Der Kaffee war heiss. Das Brot geschnitten 
und mit Butter bestrichen. 
Alrun hatte alles auf einem Brett zusammen- 
gestellcı und wollte nun an Marianne vorüber, die 
noch immer mitten in der Küche stand und in dem 
Topf fortrührte. 
Alrun konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.
	        
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