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Eine Mutter

Full text: Mütter / Duncker, Dora (Public Domain)

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Leise, ohne dass jemand sie gehört hätte, ging 
sie aus dem Haus. 
Sie schlug den Weg nach der Stadt zu ein. 
An der ersten schmalen, menschenleeren Strasse, die 
aus der Stadt hinaus nach dem Aussenhafen führte, 
bog sie ab. 
Es war schon finster und wenig Menschen 
gingen mehr auf dem um diese Zeit stets einsamen 
Wer, 
Als sie in die Stille und die hier kaum noch 
dann und wann erhellte Dunkelheit hinaustrat, 
stockte ihr Fuss eine kurze Weile. Sie atmete ein 
paarmal schwer und heftig auf, dann presste sie die 
Hand aufs Herz, blickte zum Himmel auf, an dem 
statt der Sterne dicke, grauschwarze Wolkenmassen 
standen. und schritt dann, leise, abgebrochene Worte 
vor sich hinmurmelnd, ohne Aufenthalt bis an das 
dichte Weidengebüsch, das gemischt mit hohem 
Schilfrohr bis tief in die kleine Bucht an der Loot- 
senstation hineinwächst. — — — 
Alrun wartete lange auf ihren Mann. Es war 
beinahe Mitternacht, als er lärmend aus dem „See- 
adler‘“ heimkam. Aber sie sagte kein Wort und hielt 
auch ihre Tränen tapfer zurück, Sie wollte seine 
gute Laune nicht stören und sich nicht um die Er- 
laubnis bringen, ihn bis zur „Windsbraut“ begleiten 
zu dürfen. Sie wusste, bei dem leisesten Vorwurf 
hätte Peter seine Drohung wahr gemacht und sie zu 
Haus gelassen. So bezwang sie sich tapferer als 
je zuvor, An der Mutter Verbot, mit Peter zu 
fahren, dachte sie nicht einmal. 
Es war noch tiefe Nacht, als Alrun aufstand, 
um für Peter und sich den Morgenimbiss zu bereiten. 
Als sie in die Küche kam, in der eine trübselig 
glimmende Oellampe brannte, wich sie erschreckt
	        
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