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Leise, ohne dass jemand sie gehört hätte, ging
sie aus dem Haus.
Sie schlug den Weg nach der Stadt zu ein.
An der ersten schmalen, menschenleeren Strasse, die
aus der Stadt hinaus nach dem Aussenhafen führte,
bog sie ab.
Es war schon finster und wenig Menschen
gingen mehr auf dem um diese Zeit stets einsamen
Wer,
Als sie in die Stille und die hier kaum noch
dann und wann erhellte Dunkelheit hinaustrat,
stockte ihr Fuss eine kurze Weile. Sie atmete ein
paarmal schwer und heftig auf, dann presste sie die
Hand aufs Herz, blickte zum Himmel auf, an dem
statt der Sterne dicke, grauschwarze Wolkenmassen
standen. und schritt dann, leise, abgebrochene Worte
vor sich hinmurmelnd, ohne Aufenthalt bis an das
dichte Weidengebüsch, das gemischt mit hohem
Schilfrohr bis tief in die kleine Bucht an der Loot-
senstation hineinwächst. — — —
Alrun wartete lange auf ihren Mann. Es war
beinahe Mitternacht, als er lärmend aus dem „See-
adler‘“ heimkam. Aber sie sagte kein Wort und hielt
auch ihre Tränen tapfer zurück, Sie wollte seine
gute Laune nicht stören und sich nicht um die Er-
laubnis bringen, ihn bis zur „Windsbraut“ begleiten
zu dürfen. Sie wusste, bei dem leisesten Vorwurf
hätte Peter seine Drohung wahr gemacht und sie zu
Haus gelassen. So bezwang sie sich tapferer als
je zuvor, An der Mutter Verbot, mit Peter zu
fahren, dachte sie nicht einmal.
Es war noch tiefe Nacht, als Alrun aufstand,
um für Peter und sich den Morgenimbiss zu bereiten.
Als sie in die Küche kam, in der eine trübselig
glimmende Oellampe brannte, wich sie erschreckt