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Buch gelernt, einen langen Gedankengang in
klaren Worten vorzutragen. Er wird sich daher,
wenn er überzeugen will, auf die durchsichtige
Helligkeit seiner Darstellung verlassen. Er traut
lund in diesem Zusammenhang mit Recht) der
Logik mehr als der Phantasie. Ganz anders aber
liegt die Sache beim Bauern. Ihm geht das
Wort nicht leicht vom Mund und die übersichtliche
Darstellung ist nun schon ganz und gar nicht seine
Sache. Auf die durchsichtige Klarheit seiner Rede
kann er sich nicht verlassen und darum greift
er nach einem anderen Mittel, um zu überzeugen.
Kann ihm der Zusammenhang nicht dienen,
so muß es das einzelne Wort. Dem einzelnen
Wort muß er eine so sinnfällige Kraft und Fülle
verleihen, daß der Hörer die Richtigkeit der Sache
sozusagen mit Händen greift. Umgekehrt wie der
Städter verläßt er sich auf die Phantasie und
spricht zur Phantasie. Die lange logische Ent—
wicklung erfordert eine Gewandtheit im Satzbau,
die er nicht besitzt. Er muß durch Anschaulich—
keit beweisen, und wir brauchen uns daher nicht
zu wundern, daß seine Sprache mit anschaulichen
Bildern getränkt ist.
Soviel, um zu beweisen, daß der Bauer that—⸗
sächlich das Zeug hat, dem modernen Uultur—
menschen Sprachstunden zu geben. Eine wurzel—⸗
echte Bauernkunst würde Schätze an neuen Worten
und damit an neuen Werten ans CLicht bringen;