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Bauernkunst

Full text: Berliner Kämpfe / Schlaikjer, Erich (Public Domain)

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Buch gelernt, einen langen Gedankengang in 
klaren Worten vorzutragen. Er wird sich daher, 
wenn er überzeugen will, auf die durchsichtige 
Helligkeit seiner Darstellung verlassen. Er traut 
lund in diesem Zusammenhang mit Recht) der 
Logik mehr als der Phantasie. Ganz anders aber 
liegt die Sache beim Bauern. Ihm geht das 
Wort nicht leicht vom Mund und die übersichtliche 
Darstellung ist nun schon ganz und gar nicht seine 
Sache. Auf die durchsichtige Klarheit seiner Rede 
kann er sich nicht verlassen und darum greift 
er nach einem anderen Mittel, um zu überzeugen. 
Kann ihm der Zusammenhang nicht dienen, 
so muß es das einzelne Wort. Dem einzelnen 
Wort muß er eine so sinnfällige Kraft und Fülle 
verleihen, daß der Hörer die Richtigkeit der Sache 
sozusagen mit Händen greift. Umgekehrt wie der 
Städter verläßt er sich auf die Phantasie und 
spricht zur Phantasie. Die lange logische Ent— 
wicklung erfordert eine Gewandtheit im Satzbau, 
die er nicht besitzt. Er muß durch Anschaulich— 
keit beweisen, und wir brauchen uns daher nicht 
zu wundern, daß seine Sprache mit anschaulichen 
Bildern getränkt ist. 
Soviel, um zu beweisen, daß der Bauer that—⸗ 
sächlich das Zeug hat, dem modernen Uultur— 
menschen Sprachstunden zu geben. Eine wurzel—⸗ 
echte Bauernkunst würde Schätze an neuen Worten 
und damit an neuen Werten ans CLicht bringen;
	        
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