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„abstraktes Zeug, blutarme Ideendichtung“ und
ähnliches herunterzubeten. Bis zu einem gewissen
Grad sind diese Philosophen ja zu entschuldigen.
Sie denken sich das Verhältnis von Idee und
Dichtung etwa so: Man nehme (ie es in den
ochbüchern heißt) eine Idee und stülpe darüber
— wie über einen Besenstiel — einen Jamben⸗
rock, dann kröͤne man das Ganze — wie mit
einem Cylinder — durch eine weise Schlußsentenz.
Daß auf diese Weise nur eine künstlerische Vogel—
scheuche entstehen kann, versteht sich am Rande.
hebbel kannte seine Leute und hat darum ihre
liebe Vogelscheuchentheorie gleich einer Abfuhr
gewürdigt. Es handelt sich nicht, fügt er aus—
drücklich hinzu, um ein allegorisches Herausputzen
der Idee, nicht um die philosophische, sondern um
die unmittelbar ins CLeben selbst verlegte Dialektik.
Er will nicht dargestellte Philosophie (niemand
hat das blutiger gegeißelt als er), sondern reali—
sierte Philosophie, was einen Unterschied ausmacht,
auch wemn ihn die nicht begreifen mögen, denen
die Philosophie ein Greuel ist, weil sie leider Nach—
denken erfordert.
Auch für Hebbel sind — wie für die Modernen
die Charaktere das Wesentliche, die Fabel das
weniger Wesentliche. Aber auch in diesem Punkt
können unsere heutigen Dichter von ihm lernen.
Er sieht keineswegs mit der souveränen Verachtung
auf die Fabel herab, die heute zum guten Con