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Streitende Gedanken aus Hebbels kritischen Schriften

Full text: Berliner Kämpfe / Schlaikjer, Erich (Public Domain)

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„abstraktes Zeug, blutarme Ideendichtung“ und 
ähnliches herunterzubeten. Bis zu einem gewissen 
Grad sind diese Philosophen ja zu entschuldigen. 
Sie denken sich das Verhältnis von Idee und 
Dichtung etwa so: Man nehme (ie es in den 
ochbüchern heißt) eine Idee und stülpe darüber 
— wie über einen Besenstiel — einen Jamben⸗ 
rock, dann kröͤne man das Ganze — wie mit 
einem Cylinder — durch eine weise Schlußsentenz. 
Daß auf diese Weise nur eine künstlerische Vogel— 
scheuche entstehen kann, versteht sich am Rande. 
hebbel kannte seine Leute und hat darum ihre 
liebe Vogelscheuchentheorie gleich einer Abfuhr 
gewürdigt. Es handelt sich nicht, fügt er aus— 
drücklich hinzu, um ein allegorisches Herausputzen 
der Idee, nicht um die philosophische, sondern um 
die unmittelbar ins CLeben selbst verlegte Dialektik. 
Er will nicht dargestellte Philosophie (niemand 
hat das blutiger gegeißelt als er), sondern reali— 
sierte Philosophie, was einen Unterschied ausmacht, 
auch wemn ihn die nicht begreifen mögen, denen 
die Philosophie ein Greuel ist, weil sie leider Nach— 
denken erfordert. 
Auch für Hebbel sind — wie für die Modernen 
die Charaktere das Wesentliche, die Fabel das 
weniger Wesentliche. Aber auch in diesem Punkt 
können unsere heutigen Dichter von ihm lernen. 
Er sieht keineswegs mit der souveränen Verachtung 
auf die Fabel herab, die heute zum guten Con
	        
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