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Historische Persönlichkeiten auf der Bühne

Full text: Berliner Kämpfe / Schlaikjer, Erich (Public Domain)

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historischen Gesetzen untersteht, die allen Sterblichen 
gemein sind. Das mag heute eine unscheinbare 
Erkenntnis sein, weil sie Gemeingut so vieler 
geworden ist, aber es schlummern in ihr schwer⸗ 
wiegende ästhetische Folgen. Die Dichter, die die 
historischen Persönlichkeiten im Heroensinne nahmen, 
mußten im Menschen den Helden suchen. Sie 
mußten den Charakter, der ihr Vorwurf war, 
wachsen lassen, — so riesenhaft wachsen lassen, 
daß er den Sterblichen entschwand. Oder sie 
mußten ihn zu einer „verkörperten Idee“ erfrieren 
lassen, wobei er dann wiederum als Mensch starb 
und den Sterblichen im Parkett fremd wurde. 
Dabei entstanden dann jene pompösen Helden, die 
sozusagen immer mit ihrem Lorbeerkranz spazieren 
gehen und auch dann in historischer Größe die 
Stimme rollen lassen, wenn sie mit ihrer Frau auf 
einige Stunden allein sind. Oder es entstanden jene 
eiskalten Typen, denen einer Idee zu Liebe das Blut 
abgezapft worden war, und die uns dann in ihrer 
Starrheit erschreckten. In diesem Stil ist heute 
kein Drama mehr zu schreiben. Die gestenreichen 
Helden ergreifen uns nicht, weil wir wissen, daß 
die Welt nicht von Gesten — und wären sie noch 
so pompös — bewegt wird. Die kalten Abstrak⸗ 
tionen bleiben uns fremd, wie Geschichte, die auf 
eisige Formeln reduziert wurde, während wir 
CLeben und Kampf und Wunden schauen wollen. 
Der moderne Dichter, der den Helden im Zusammen⸗
	        
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