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die höchsten Corbeeren sind nun einmal in der
HUunst wie auf allen anderen Gebieten nur um
den höchsten Preis zu haben. Fragt sich nur, wie
der Stil des modernen historischen Dramas sich
von demjenigen Shakespeares und Schillers zu
unterscheiden habe. Um dieser Frage auf den
Leib zu rücken, müssen wir zunächst die andere
Frage beantworten: Wie sehen wir den histo—
rischen Helden?
Es sei einmal gestattet, negativ zu verfahren,
indem wir zunächst feststellen, wie wir ihn nicht
sehen. Wir sehen ihn nicht unbedingt, d. h.
nicht als den Halbgott oder Übermenschen, der
die Geschichte aus souveräner Machtvollkommen⸗
heit in seine Bahnen zwingt, während sie sonst
vielleicht einen ganz andern Verlauf genommen
—
von sich anzunehmen, daß sie mit einem besonders
tiefen Gefühl für die Erhabenheit und Würde der
Menschennatur ausgestattet seien, nur daß sie
leider mit ihrer Auffassung das Schicksal der ge—
samten Menschheit der grauenvollsten Willkür
preisgeben, was sich uns mit der Erhabenheit der
Menschennatur nicht eben leicht zu vereinigen
scheint. In einer Zeit einfacher Verhältnisse, wo
die Produktion für einen kleinen lokalen Markt
arbeitete und genau geregelt war, mochte leicht
die Illusion entstehen (und sie ist entstanden), als
ob der Mensch in Freiheit die Erde beherrsche.
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