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Unsichtbar schreiten neben uns sie her
Durch Wald und Wüstensand und übers Meer;
In Sommers Glut und in des Winters Ode
Aus eigner Brust dringt zu uns ihre Rede,
Erfreuend uns in Regen, Nacht und Wind.
Ob auch im Schmerz sie unsre Freunde sind?
Ach, wo es eintritt, hoffnungsloses Leid,
Wie enge wird die Welt, die sonst so weit!
Wieviel zurückbleibt, was sonst mit uns ging!
Was wertvoll war, wie scheint es so gering!
Ihr aber, Bücher, bleibt in bösen Tagen
Dem Manmne treu, der vom Geschick geschlagen.
Und dann erst zeigt ihr euren tiefern Wert.
Wenn ihr Geduld, wenn ihr Ergebung lehrt.
Ja, wenn ihr kürzet nur die Zeit der Qual,
Wenn liebes Angesicht ein einzig Mal
Durch alles Leid ihr wieder lächeln macht,
szei Dank dafür euch reichlich dargebracht.
Und wo der Schmerz getroffen hat, wo Gram
In einem Menschenherzen Wohnung nahm,
Der leeren Auges in die Ferne blickt
Und jede Blume, die sich öffnet, knickt:
Wer macht zuerst von allen den Versuch,
zu bannen ihn? vielleicht ein liebes Buch.
Das nimmt vielleicht in einer endlos langen
Traurigen Nacht schlaflosen Geist gefangen,
Tinspinnend ihn mit holder Zauberei,
Und leise dann ruft es den Schlaf herbei.