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Lyrisches, Erzählendes, Beschreibendes und Epigrammatisches

Full text: Aus dem Leben / Trojan, Johannes (Public Domain)

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Unsichtbar schreiten neben uns sie her 
Durch Wald und Wüstensand und übers Meer; 
In Sommers Glut und in des Winters Ode 
Aus eigner Brust dringt zu uns ihre Rede, 
Erfreuend uns in Regen, Nacht und Wind. 
Ob auch im Schmerz sie unsre Freunde sind? 
Ach, wo es eintritt, hoffnungsloses Leid, 
Wie enge wird die Welt, die sonst so weit! 
Wieviel zurückbleibt, was sonst mit uns ging! 
Was wertvoll war, wie scheint es so gering! 
Ihr aber, Bücher, bleibt in bösen Tagen 
Dem Manmne treu, der vom Geschick geschlagen. 
Und dann erst zeigt ihr euren tiefern Wert. 
Wenn ihr Geduld, wenn ihr Ergebung lehrt. 
Ja, wenn ihr kürzet nur die Zeit der Qual, 
Wenn liebes Angesicht ein einzig Mal 
Durch alles Leid ihr wieder lächeln macht, 
szei Dank dafür euch reichlich dargebracht. 
Und wo der Schmerz getroffen hat, wo Gram 
In einem Menschenherzen Wohnung nahm, 
Der leeren Auges in die Ferne blickt 
Und jede Blume, die sich öffnet, knickt: 
Wer macht zuerst von allen den Versuch, 
zu bannen ihn? vielleicht ein liebes Buch. 
Das nimmt vielleicht in einer endlos langen 
Traurigen Nacht schlaflosen Geist gefangen, 
Tinspinnend ihn mit holder Zauberei, 
Und leise dann ruft es den Schlaf herbei.
	        
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