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Politisches Vater und Sohn

Full text: Berliner Leben / Leipziger, Leo (Public Domain)

67 — 
„Auch ich möcht' stehen vor Gottes Thron, 
„Das darbende Kind traf's Rechte, 
„Denn ich muß hungern für meinen Sohn 
„Und bin — von edlem Geschlechtel“ 
Zue Ankunft des 
Hrivuzen Heinrich. 
Heut' geht es los! Es donnern die Kanonen, 
Beflaggt, bewimpelt jedes Schiffes Mast, 
Und der Apachen späte Epigonen 
Bereiten schon der Feste süße Last. 
Befrackte Bürger standhaft manche Stunde 
Am Hafenplatz in der Erwartung steh'n, 
Und endlich fliegt der Ruf von Mund zu Munde: 
„Habt Ihr den Prinzen Heinrich nicht geseh'n?“ 
Und steigt er aus mit Excellenz von Plessen, 
Reicht Blumen ihm Miß Roosevelt mit Chie, 
Dann beugen sich in Worten und Adressen 
Die Nacken alle in der Republik. 
Musik erklingt; es tönt der Nankee Dudel! 
Dieweil im Wind die Sternenbanner weh'n, 
Erschallt es brausend aus der Großstadt Strudel: 
„Habt Ihr den Prinzen Heinrich nicht geseh'n? 
„Das weiße Rössel“ giebt's als Weihedichtung 
In Irving Place's stolzem Bühnensaal, 
So weist der Kunst Amerika's die Richtung 
Der Geistesheros Oskar Blumenthal. 
Für Opernplätze zahlt man Riesenpreise, 
Die schönste Lady stellt sich auf die Zeh'n, 
Und holde Frauen flöten sanft die Weise: 
„Habt Ihr den Vrinzen Heinrich nicht geseh'n? 
Die Feiern folgen sich in langer Kette, 
Auch Fackelträger nah'n in großer Schaar, 
Vom Stapellaufe geht's zum Preßbankette, 
Dann kommt die Reise in dem Pullman Car. 
In Buffalo, in Boston auch nicht minder, 
In Cincinnati — Alle, Alle fleh'n: 
die Väter, Mütter, Greise, Nigger, Kinder: 
„Habt Ihr den Prinzen Heinrich nicht geseh'n? 
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