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Principielle Fragen.
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schlug, nahmen alle politischen Erörterungen naturgemäß eine
preußische Formulirung an. Die Freunde von den Abend—
blättern stellten die Fragen so: Welche geistige Macht soll in
Preußen nach dem nationalen Zusammenbruche zur Herrschaft
kommen, die principielle Anerkennung der Revolution oder die
principielle Gegnerschaft gegen dieselbe? der Bruch mit der
„alteuropäischen“ Verfassung der Staaten, oder die Staats-
anschauung Edmund Burke's? die Reform der wirthschaft⸗
lichen Zustände Preußens in der durch Adam Smith' Werk
vom Nationalreichthum vorgeschriebenen Richtung, oder die
wesentliche Erhaltung Preußens als eines Agriculturstaates?
Im Phöbus hatte Müller immer von Neuem ermahnt: „Lest
den Burke!“, gegen den Eggers, Villers, Buchholz, und wie sie
alle heißen, gar nichts wären: gegen den „selbst das größte, das
herrlichste Handbuch der Staatswirthschaft, der Adam Smith“
zurücktreten müßte. Da Müller's Gruppe für den historisch
gewordenen Staat Friedrich's des Großen kämpfte, den sie
„organisch“ weiter bilden wollten, so waren sie im Princip nicht
gegen den Freiherrn von Stein, mochten sie im Tageskampfe
auch einzelnen seiner Maßnahmen widerstrebt haben. In
dardenberg's Kanzlerschaft aber verspürten sie immer bestimm⸗
ter die Wirksamkeit des entgegengesetzten Princips, dem sie
principiellen Widerstand leisten müßten, unbeschadet der Achtung,
die ihm als dem ersten Diener des Königs zuküme, und un⸗
beschadet ihrer Zustimmung zu einzelnen praktischen Einrich⸗
tungen desselben. Als königstreue Männer waren sie über⸗
zeugt, auch in die Opposition gegen Hardenberg eintretend das
Heil der Krone zu befördern. Wie Bismarck, nach seinen
Gedanken und Erinnerungen, 1848 das preußische Königthum,
Trotz dem König, in echt Marwitzischer Junkertreue retten wollte.
Nach der Ansicht der Berliner Patrioten wurde den Adam
Smith'schen Ideen ein zu breiter Eingang in die innere Ver—