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Neuntes Capitel. Die letzten Kämpfe

Full text: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe / Steig, Reinhold (Public Domain)

Antirationalistische Bewegung in Breslau. 627 
—X— 
rationalistischen Curs einschwenkten. So die schlesischen Pro⸗— 
vinzialblätter, in denen ein Aufsatz des Grafen Kalkreuth, ob 
ein Christ das Schauspiel — er meinte: das entsittlichende 
Schauspiel — besuchen dürfe, sich das öffentliche Mißfallen 
Saul Ascher's zuzog. Dann aber der Neue Breslauische Er— 
zähler, der wöchentlich herauskam, und als dessen Heraus— 
geber der Professor Menzel und der, damals 1811 auf der 
Berliner Bühne sogar aufführende, Dichter Carl Schall 
zeichneten. Kleist's Abendblätter wurden, sowie sie nach Breslau 
drangen, eine ergiebig ausgeschöpfte Quelle für den Breslauer 
Erzähler. Adam Müller's Schriften, Arnim's Halle und 
Jerusalem, worin gerade die jüdischen Scenen hervorgehoben 
wurden, kamen sehr gut fort (NRr. 56. 9. 41 von 1811). Und 
nun erschienen von Nr. 22 den 8. Juni 1811 an durch eine 
ganze Anzahl von Blättern wörtliche Bruchstücke aus der 
Philister⸗Abhandlung. In das Blatt Nr. 25 fiel das Bruch⸗ 
ftuck über die öffentliche Sittlichkeit. 
Der Neue Breslauische Erzähler erregte der Berliner 
Lensurbehörde im Ministerium des Innern schwere Bedenken. 
Man beanstandete darin gerade die Ausführungen über die 
öffentliche Sittlichkeit, und der Professor und Staatsrath Hoff⸗ 
mann berichtete, ohne eine Ahnung von der Herkunft der 
Stelle zu haben, unter dem 7. Juli 1811 an den Geheimen 
Staatsrath Sack: „Die nebenstehend im Auszuge gehorsamst 
vorgelegte Stelle ist aus einem durch mehrere Stücke des Bres⸗ 
lauer Erzählers fortlaufenden, im Ganzen sehr gut geschriebenen 
Aufsate genommen, worin die fade Alltäglichkeit, welche 
dennoch wichtig thun will, unter der Benennung 
Philisterei fehr treffend zur Schau gestellt wird. Nach 
meiner auch sonft officiell ausgesprochenen Ueberzeugung ist 
es ein Mißgriff, daß unser Allgemeines Landrecht die Anstel⸗ 
lung von Bordellwirthschaften unter polizeilicher Aufsicht aus—
	        
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