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Siebentes Capitel. Heinrich von Kleist's Freunde und Mitarbeiter

Full text: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe / Steig, Reinhold (Public Domain)

Hochhkirchliche Artikel Jouqué's. 
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Warum werden die Abendblätter nicht auch Sonntags 
ausgegeben? 
Diese Frage that ein junger Bürger an seinen Vater und ver— 
wunderte sich dabei sehr über ein— solche Unterbrechung. Der alte Mann 
antwortete: Weil Schreiber, Drucker, Herumträger und was dazu gehört, 
m heiligen Sonntage Gott dem Herren dienen wollen und nachher auch 
frohtich sein, im Herrn. Da ist nichts zu verwundern. Daß aber in 
einer Christenstade ein Christenmensch so was fragen kann, da muß ich 
mich sehr daruͤber verwundern und auch sehr betrüben, mein S 
Hier erscheint zum ersten Male der „alte“ Mann als 
wr Träger guter alter Gesinnung dem „jungen“, neuen 
deen hingegebenen Bürger gegenüber. Berlin eine „Christen— 
stadt· welche Erinnerung damals an eine Thatsache, die 
fast nicht mehr zu bestchen cien 
2. Ueber Lectüre. 
Eine gleich praktische Tendenz zeigt Fouquè's Beant— 
portung der Frage: „Welche Vucher sol mon ofter lesent⸗ 
im 35. Abendblatt, vom 9. November 1810. Goethe's Ben⸗ 
denuto Cellini, meint Fouqus, ziehe durch ein unbeschreibliches 
Wohlgefallen uns zum Lesen und Wiederlesen an. Anders 
sei es mit Werken, die uns zusammenschüttern, daß wir er— 
schrecen und unserer eigenen Verderbtheit inne werden. An 
solche „ernstlichen Warner“ wagten wir uns nicht so leicht 
wieder heran: „Trete aber doch um Gotteswillen, seiner 
trägen Verderbtheit zum Trotze, Jedermann, der es ehrlich 
mit sich meint, aber und abermals hinzu, und erkenne eben 
diese Scheu als Kriterium der Heilsamkeit des Genesungs⸗ 
mittels. Man kann wohl annehmen, daß sich viele Leser 
hierbei an Fichte sche Werke, z. B. an die Anweisung zu einem 
gottseligen Leben, erinnct fühlen werden.“ So schließt 
Fouquo ab.
	        
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