Vorlesung und Vorstellung der Penthelilea. E 469
die Penthesilea anders als mißgünstig schreiben! Er konnte
es sich nicht einmal abringen, Kleist's Namen nur zu nennen.
Er fand natürlich Alles für die Ungeduld der Zuschauer lang⸗
weilig, zumal da die Stelle mit ihrem Hez! Hez! Hez!
— also die Stelle, wo Penthesilea auf Achill die Hunde hetzt —
unpoetisch, flach und gehaltlos sei. Während in der Vossischen
Zeitung sich ästhetische Urtheilslosigkeit erging, schallte aus
dem Morgenblatte die Sprache eines Saul Ascher zurück,
der mit Schmutz bewarf, was in Berlin nicht seines Gleichen
war: „Das von Herrn Professor Schütz gelesene Bruchslück
des Gedichts langweilte (schrieb er) und ward zuwider
durch verrenkte Sprache und gemeine Malerei im Ausdruck!“
Nur die Spenersche Zeitung, wenn sie auch an der reci—
tativen und mimischen Darstellung auszusetzen hatte, besaß
Geschmack genug, an Kleifz Dichtung sabst sih vicht
vergreifen. In seinen damaligen Verhältnissen mögen Kleist
solche bösen Urtheile in gelesenen Zeitungen nicht gleich—
gültig gewesen sein. Wir aber betrachten sie historisch heute
als Erscheinungen von innerster Nothwendigkeit. Von den⸗
jenigen Richtungen, die sich in Catel und Saul Ascher ver—
körpern, war Heinrich von Kleist weltenweit geschieden. Und
gerade dadurch, daß sie aus dem überreichen Programm des
Abends das Kleist Betreffende, wenn auch mißgünstig und
mehässig, hervorheben mußten, erkannten sie wider Willen
—J geniale Ueberlegenheit an.
Eine gute Woche fpäter, im Anfang Mai 1811, reiste
das Schützische Ehepaar von Berlin ab, gegen Norden zu,
ohne leist je wiederzusehen. In den April des Jahres 1811,
und in keine andre Zeit, muß das Thatsächliche einer Ge⸗
schichte fallen, die Peguilhen in Gubitz' „Berühmten Schrift—
stellern⸗ (1854, S. 309) über Kleist und die Frau Schütz
vorgelegt hat. Kleist und die Frau Professorin seien als