w Die Univerlität Berlin eine nationale Gründung. 291
hervorragenden Vertreter der neuen historischen Schulen mit
ihrer stärkeren Betonung des Vaterländischen zu gewinnen
wußte. Er brachte die schwere Aufgabe fertig, ohne Ver⸗
läugnung des Gründungsgedankens alle Partheien zufrieden
zu stellen, oder wenigstens ihnen keinen Grund zu berechtigter
Einrede zu geben. Auch die Mitwirkung der Berliner Patrioten⸗
gruppe nahm er in Anspruch. Zwar entzog er sich der
Berufung ihrer extremen Mitglieder und Günstlinge, aber die
Verhandlungen mit Savigny gingen durch Arnim's Hand,
dem Wilhelm von Humboldt wie sein Mitberather Friedrich
X Wolf freundschaftlich zugethan waren. In Savigny's
persönlichem und wissenschaftlichen Einfluß war für die Berliner
Romantiker der Zusammenhang mit der neuen Universitäts⸗
Zründung gewährleistet. Sie erhielten damit die Gelegenheit,
ihre Wunsche an maßgebende Stellen gelangen zu lassen.
Humboldt vertauschte aus guten Gründen sein Amt mit
dem Wiener Gesandtschaftsposten, und Nicolovius trat in Ber⸗
lin an seine Stelle. Dieser stand der Patriotengruppe innerlich
näher als sein Vorgänger. Er kannte die Meisten von Königs⸗
berg her persönlich. Nicolovius war aus der Königsberger Lehre
hant's, Kraus', Scheffner's, die ihn liebten, hervorgegangen:
gehörte jedoch keineswegs zu den gläubigen Jüngern des
lategorischen Imperativs oder gar der Berliner Aufklärung.
Nicht einmal mit dem unter Hardenberg's Kanzlerschaft in
den preußischen Staatsorganismus eindringenden Smithianis⸗
mus vermochte er sich zu befreunden. Sehr wichtig dafür ist
ein Brief von ihm an Schön, aus Berlin den 1. December
— also mitten aus den (oben geschilderten) politischen
dimpfen heraus geschrieben, worin es heißt: „Sehn Sie irgend
einen der Bessern, der mit Freuden jetzt thätig wäre? Ich sehe
keinen. Ich habe neulich Burke on the revolution in
branee wieder gelesen. Dürfte man Auszüge in Zeitungen