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Viertes Capitel. Berliner Kunst

Full text: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe / Steig, Reinhold (Public Domain)

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3 Viertes Capitel. 
terstützungen verbot. Deren gab es erfahrungsmäßig viele. 
Da kam ein unternehmender Bürger, Namens Werckmeister, 
auf die Idee, nach englischem Muster in Berlin eine Kunst⸗ 
und Industrie-Handlung (in der Oberwallstraße) zu begründen, 
die für Damen gebildeter Familien, ohne daß ihr Name be⸗ 
kannt gegeben würde, den Verkauf von ihnen gefertigter künst⸗ 
licher Handarbeiten vermittelte. Die Leitung nahm seine 
Gattin, Frau Henriette Werckmeister, in die Hände. Und 
mögen die Unternehmer ihre Rechnung dabei auch gefunden 
haben, so enthalten doch alle damaligen Stimmen rühmende 
Anerkennung der segensreichen Wirkung dieser Handlung. 
Der Name Werckkmeister hatte in Berlin aber auch noch 
einen anderen Klang. Alle geistig arbeitenden oder geistig 
auf dem Laufenden sich haltenden Leute waren ihm verbunden. 
Werckmeister hatte nämlich ein Leseinstitut eingerichtet, das 
1810 drei Jahre schon bestand, und das Niemand mehr ohne 
Ersatz entbehren konnte. Zwei⸗ bis dreihundert Zeitungen 
und Journale des In- und Auslandes lagen für jeden durch 
Quartalsbeitrag berechtigten Leser zur Benutzung aus. Die 
Schriftsteller und Gelehrten waren sämmtlich abonnirt. Man 
traf sich dort, las und discutirte die Neuigkeiten. Hier zu⸗ 
meist hat Heinrich von Kleist die neuesten Nachrichten für die 
Zeitungsschau seiner Abendblätter ausgezogen. Kaum ein Tag 
mag vergangen sein, ohne daß Kleist in dieses Haus, Jäger⸗ 
straße 25 (wo auch die Ausgabe der Abendblätter Statt fand), 
eingetreten wäre. 
Man wird danach die Verknüpfung sachlicher und per⸗ 
sönlicher Anlässe bemerken, die dazu führten, daß Kleist der 
Weihnachtsausstellung in der Handlung der Frau Werckmeister 
einen empfehlenden Artikel schrieb, den er in seinen Abend⸗ 
blättern Nr. 68, vom 18. December 1810, mit zeichnete. 
Aber mit welcher Zartheit und treuherzigen Gesinnung
	        
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