Path:
Drittes Capitel. Theater

Full text: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe / Steig, Reinhold (Public Domain)

226 
Drittes Capitel. 
theilt in seinen Wiener Briefen (2,35), daß die Musik von 
Anfang bis zu Ende überaus angenehm und gefällig sei, ob— 
gleich ihm das Stück als Gesammtleistung wegen der un⸗ 
schweizerischen Charaktere der handelnden Personen nicht ein⸗ 
gehen wollte. Indessen das Publicum war entschieden und 
enthusiastisch für das Singspiel. Als eine Zugkraft ersten Ranges 
bewährte es sich auf den meisten Bühnen Deutschlands, ehe 
es Iffland am 21. November 1810 aufführte. Das Berliner 
Publicum war an viel geringere Kost gewöhnt, als ihm mit 
der Schweizerfamilie gereicht wurde. Das bringt Friedrich 
Schulz' Bericht wahrheitsgemäß zum Ausdruck. 
Vielmehr um die Besetzung der Hauptrolle, der Emme⸗ 
line, entbrannte der Streit. Zwei Sängerinnen hatte für sie 
das Theater zur Verfügung: Mssle Herbst und Mille Schmalz. 
Die Parthei der Abendblätter setzte sich für die Schmalz ein, 
Iffland theilte die Rolle der Herbst zu. 
Beide Sängerinnen gaben damals Gastrollen in Berlin. 
Die Herbst war von Dessau gekommen und hattte Iffland's 
Gunst für sich. Auguste Schmalz, eine geborene Berlinerin, 
die Tochter des Kammermusikus und Kantors an der Waisen⸗ 
hauskirche Schmalz, besaß dagegen den Ruf einer erprobten 
Sängerin. Sie war vom Könige zu ihrer Ausbildung nach 
Dresden geschickt worden, hatte auf italienischen Bühnen mit 
Beifall gesungen, und trat nun in Berlin nach sechsjähriger 
Abwesenheit zuerst wieder am 10. August 1810 in der Rolle 
der Diana („Der Baum der Diana“) auf. Die Gruppe der 
Abendblätter nahm alsbald für die Schmalz Parthei. Bei 
der Wiederholung von Arnim's Nachtfeier, am 25. August 
1810, sang sie z. B. die jetzt eigens für sie vom Dichter ein— 
gelegte „Stimme der Königin“. Aber Iffland war, nach⸗ 
dem sie am 5. October 1810, als das letzte ihrer acht Gast— 
spiele, die Rolle der Camilla in Paer's gleichnamiger Oper
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.