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Drittes Capitel.
theilt in seinen Wiener Briefen (2,35), daß die Musik von
Anfang bis zu Ende überaus angenehm und gefällig sei, ob—
gleich ihm das Stück als Gesammtleistung wegen der un⸗
schweizerischen Charaktere der handelnden Personen nicht ein⸗
gehen wollte. Indessen das Publicum war entschieden und
enthusiastisch für das Singspiel. Als eine Zugkraft ersten Ranges
bewährte es sich auf den meisten Bühnen Deutschlands, ehe
es Iffland am 21. November 1810 aufführte. Das Berliner
Publicum war an viel geringere Kost gewöhnt, als ihm mit
der Schweizerfamilie gereicht wurde. Das bringt Friedrich
Schulz' Bericht wahrheitsgemäß zum Ausdruck.
Vielmehr um die Besetzung der Hauptrolle, der Emme⸗
line, entbrannte der Streit. Zwei Sängerinnen hatte für sie
das Theater zur Verfügung: Mssle Herbst und Mille Schmalz.
Die Parthei der Abendblätter setzte sich für die Schmalz ein,
Iffland theilte die Rolle der Herbst zu.
Beide Sängerinnen gaben damals Gastrollen in Berlin.
Die Herbst war von Dessau gekommen und hattte Iffland's
Gunst für sich. Auguste Schmalz, eine geborene Berlinerin,
die Tochter des Kammermusikus und Kantors an der Waisen⸗
hauskirche Schmalz, besaß dagegen den Ruf einer erprobten
Sängerin. Sie war vom Könige zu ihrer Ausbildung nach
Dresden geschickt worden, hatte auf italienischen Bühnen mit
Beifall gesungen, und trat nun in Berlin nach sechsjähriger
Abwesenheit zuerst wieder am 10. August 1810 in der Rolle
der Diana („Der Baum der Diana“) auf. Die Gruppe der
Abendblätter nahm alsbald für die Schmalz Parthei. Bei
der Wiederholung von Arnim's Nachtfeier, am 25. August
1810, sang sie z. B. die jetzt eigens für sie vom Dichter ein—
gelegte „Stimme der Königin“. Aber Iffland war, nach⸗
dem sie am 5. October 1810, als das letzte ihrer acht Gast—
spiele, die Rolle der Camilla in Paer's gleichnamiger Oper