az Die Schweizerfamilie.
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alle mit dem Theater nicht zufriedenen oder von den alten
Berliner Zeitungen übel behandelten Personen sich flüchten
konnten. Msslle Beck erfreute sich der Gunst der Kleistischen
Gruppe, sie wurde auch wirklich noch 1810 für die Berliner
Bühne gewonnen.
21. Erste Aufführung der Schweizerfamilie.
Die ernstesten Folgen aber knüpften sich an die Auf—
führung der Schweizerfamilie, die Friedrich Schulz an zweiter
Stelle besprach. „Die Musik (sagt er) hat gerührt, erfreut
und entzückt. Wie wäre es auch nöglich, daß soviel Wahr—
heit des musikalischen Ausdrucks die Wirkung auf unbefangene
und nicht verbildete Gemüther verfehlen könnte? .. Herr
Rebenstein als junger Schweizer interessirte durch Spiel und
esang, und Msslle Herbst leistete sehr viel, wenn auch nicht
aleg“ So absichtlich leidenschaftslos ist der Bericht gehalten,
daß ein unbefangener Leser gar nicht ahnen kann, welche
Gegensätze bei dieser Gelegenheit auf einander prallten und
sewaltthätig ausgetragen wurden.
Es handelte sich bei dem Streite nicht um Werth oder
unwerth des Singspieles schlechthin. Der dramatische Gehalt
ist freilich ziemlich sentimental und rührselig. Graf Wallstein
— in den Alpen ab und wird vom Schweizerbauern
MNichard Boll gerettet. Aus Dankbarkeit nimmt er ihn, sein
Weib und seine Tochter Emmeline mit nach Deutschland auf
sine Güter. Emmeline krantt vor Heimweh. Der Graf läßt
Felsen und Alpenhütte bauen. Vergebens. Sie liebt den
Schweizer Hirten Jakob. Der kommt, und nun schwindet
ale Leid. Die Musik, von Weigl, aber hat, ohne krafwoll
ee doch überraschende Lieblichkeit. Reichardt, der im
* 1809 zu Wien der ersten Aufführung beiwohnte, ur⸗
eis, 8. v. Aleists Berliner acnh 15