Die franzölische Oper Cendrillon. 209
über die Art der Uebertragung wie die der Rollenbesetzung.
An beides knüpfte der Verfasser des Schreibens seine Aus—
stellungen. Die Oper solle nämlich deutsch, wie man sage, der
zum Grunde liegenden, französischen Musik wegen, welche ein
dreisilbiges Wort erfordere, Ascherlich, Ascherling oder
Ascherlein u. s. w., nicht Aschenbrödel, genannt werden.
Dagegen wird vorgeschlagen, lieber der Musik zu Gefallen nach
österreichischer Mundart das „del“ in „d'l“ zusammenzuziehen
und Aschenbröd'l oder Aschenbröl zu sagen. Ferner:
Ascherlich oder Aschenbröd'l werde Madmois. Maas geben,
Mad. Bethmann, wie es heiße, die Rolle einer der eifersüchtigen
Schwestern übernehmen. Der Satz, der jetzt folgt, ist der
entscheidende: „Mlle Maas ist ohne Zweifel durch mehr, als
die bloße Jugend, zu dieser Rolle berufen; von Mad. Beth—
mann aber sollte es uns leid thun, wenn sie glauben sollte,
daß sie, ihres Alters wegen, davon (von der Titelrolle) aus⸗
geschlossen wäre.“ In den Kreisen der Abendblätter wünschte
man also, daß die Frau Bethmann nicht durch die jüngere
Lraft der Mlle Maas (seit 1805 engagirt) verdrängt werde;
die Worte „durch mehr als die bloße Jugend“ scheinen sogar
eine üble Anspielung auf andere als künstlerische Rücksichten
u enthalten. Das Talent der Frau Bethmann wird nun
harabkterisirt, nicht als vollkommen, aber doch immer so, daß
durch Verstand und ungemein zarte Empfindung das Mangel⸗
baste und Fehlende mi Laichtigkeit ergänzt werde. Es trifft
diese Charakterisirung im Ganzen mit derjenigen zusammen,
die der Künstlerin im Phöbus zu Theil geworden war.
„Man hat, seit Köpke, dies Schreiben in Kleist's Werke
eingesetzt. Ich zweifle aber nicht, daß es ihm von außen zu—
belmimen ist. Der Stil schwankt, auf eine sonderbare Art,
wwischen unkleistischer und kleistischer Mamer. Wo Kleifrs
Manier fühlbar hervortritt, nehme ich redactionelle Nacharbeit
eig, H. v. Keifl's Berline Kamufe 14