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Erstes Capitel. Preussische Patrioten

Full text: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe / Steig, Reinhold (Public Domain)

3 Adam Müller's Slemente der Staatskunst. Se 9 
eine feste Absage an alle die, denen Christenthum und Vater⸗ 
land keine Guter waren. Das Vaterland befand sich damals in 
der Noth, und darum fordert Müller im Sinne der preußischen 
Kriegsparthei: „Der Krieg muß zur Nationalangelegenheit 
werden.“ Er wendet sich polemisch gegen Adam Smith und 
die von ihm behauptete „sonderbare Disposition des Men⸗ 
schen zum Tausch und Handel“. Die absolute Scheidewand 
zwischen Personen und Sachen sei ein in seinen Folgen ge— 
fährlicher Wahn, der den persönlichen Charakter, den ein 
Familiengut im Laufe der Jahrhunderte annehme, völlig 
ignorire. Der Theorie und Praxis glücklich in sich vereinige, 
sei Edmund Burke: der in der Mißbilligung der französischen 
Revolution und in der Protestation dagegen mit den jetzigen 
Machthabern von Europa übereinkomme. Müller erklärt sich 
gegen die Aufhebung der Majorate, gegen die Abschaffung des 
Adels, gegen jedes leichtfertige Neubilden und Abweichen vom 
Alten. Nach seiner Auffassung lebt die Idee der uralten 
Mosaischen Verfassung, die Christus zu universalisiren und zu 
ergänzen kam, in Geistlichkeit und Adel, oder Kirchenrecht und 
Feudalismus, — 
und der Ausbildung des Handels in Europa nichts so sehr 
zu Hülfe gekommen sei, wie der jenen Mächten widerstreitende 
Geist des römischen Rechtes. Smith' System habe einen ein⸗ 
seitig bürgerlichen Charakter; denn dadurch, daß Smith auf 
die Frage, welche Arbeit im Staate eigentlich productiv und 
wirklich bereichernd sei, die Antwort gebe: „die welche ein 
Obieet hervorbringe, das Tauschwerth habe“ — würden der 
Adel, die Geistlichkett und die Staatsbeamten, ebenso z. B. 
die Schauspieler, Musiker und Domestiken, aus dem Kreise 
der productiven Arbeiter ausgeschlossen. So vertrete Smith 
den Anspruch des Beweglichen gegen das Unbewegliche, des 
Erwerbs gegen den Besitz, des Materiellen gegen das Geistige.
	        
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