Path:
Drittes Capitel. Theater

Full text: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe / Steig, Reinhold (Public Domain)

83 Gegen Iffland als Director. 
192 
enthielt: „Der Dichter Iffland portraitirt und das 
Fehlen eines dieser Portraits aus dem Zusammenhang 
der Gallerie konnte der Schauspieler Iffland auch mit der 
überschwenglich spaßhaftesten Laune nicht vergessen machen.“ 
Iffland wurde damit die Fähigkeit rein künstlerischer Ge⸗ 
staltung seiner Figuren abgesprochen, und die Gesammt⸗ 
darstellung des Stückes als mangelhaft gekennzeichnet. 
9. Kleist's Unmaßgebliche Bemerkung. 
Nach diesen Plänkeleien schob nun Heinrich von Kleist, 
frank und frei mit seiner Namensunterschrift, die schwere 
Wucht seiner Polemik gegen Iffland vor. „Unmaßgebliche 
Bemerkung“ überschreibt er seinen Artikel im 15. Abendblatt, 
vom 17. October. Er enthüllt den ganzen Ingrimm seiner 
Kreise über Iffland's Theaterdirection, die Forderungen der 
Seinen an die Nationalbühne und die Gründe, mit denen Iff⸗ 
land sich ihren Wünschen versagen zu dürfen glaube. Ueber— 
schlägt man die Wochenrepertoires des Nationaltheaters damals, 
so bemerkt man mit Befremden die Masse mittelmäßiger, ja 
abgeschmackter Bühnenstücke, die gegeben wurden. In der 
einen Spielwoche vom 80. September bis zum 6. Oetober 
finden wir neben inhaltslosen Kleinigkeiten zweimal Kotzebue, 
einmal Iffland vertreten: zweimal freilich auch Schiller, mit 
den Räubern und der Maria Stuart. Die zweite Spielwoche 
brachte blos Nichtigkeiten und wieder zwei Kotzebue's, kein 
einziges besseres Bühnenstück, das einem vornehmeren Kunst⸗ 
geschmack genügt hätte. Diese unbestreitbare Misere faßt Kleist 
in seinem Artikel scharf und schneidend an. 
Kleist fragt, warum die Werke Goethe's so selten auf 
der Berliner Bühne gegeben würden, und führt als „gemein— 
hin“— d. h. von Iffland — gegebene Antwort an, „daß 
Steig, H. v. Kleist's Berliner Kämpfe. 19
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.