83 Gegen Iffland als Director.
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enthielt: „Der Dichter Iffland portraitirt und das
Fehlen eines dieser Portraits aus dem Zusammenhang
der Gallerie konnte der Schauspieler Iffland auch mit der
überschwenglich spaßhaftesten Laune nicht vergessen machen.“
Iffland wurde damit die Fähigkeit rein künstlerischer Ge⸗
staltung seiner Figuren abgesprochen, und die Gesammt⸗
darstellung des Stückes als mangelhaft gekennzeichnet.
9. Kleist's Unmaßgebliche Bemerkung.
Nach diesen Plänkeleien schob nun Heinrich von Kleist,
frank und frei mit seiner Namensunterschrift, die schwere
Wucht seiner Polemik gegen Iffland vor. „Unmaßgebliche
Bemerkung“ überschreibt er seinen Artikel im 15. Abendblatt,
vom 17. October. Er enthüllt den ganzen Ingrimm seiner
Kreise über Iffland's Theaterdirection, die Forderungen der
Seinen an die Nationalbühne und die Gründe, mit denen Iff⸗
land sich ihren Wünschen versagen zu dürfen glaube. Ueber—
schlägt man die Wochenrepertoires des Nationaltheaters damals,
so bemerkt man mit Befremden die Masse mittelmäßiger, ja
abgeschmackter Bühnenstücke, die gegeben wurden. In der
einen Spielwoche vom 80. September bis zum 6. Oetober
finden wir neben inhaltslosen Kleinigkeiten zweimal Kotzebue,
einmal Iffland vertreten: zweimal freilich auch Schiller, mit
den Räubern und der Maria Stuart. Die zweite Spielwoche
brachte blos Nichtigkeiten und wieder zwei Kotzebue's, kein
einziges besseres Bühnenstück, das einem vornehmeren Kunst⸗
geschmack genügt hätte. Diese unbestreitbare Misere faßt Kleist
in seinem Artikel scharf und schneidend an.
Kleist fragt, warum die Werke Goethe's so selten auf
der Berliner Bühne gegeben würden, und führt als „gemein—
hin“— d. h. von Iffland — gegebene Antwort an, „daß
Steig, H. v. Kleist's Berliner Kämpfe. 19