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S- Erlstes Capitel.
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als Schriftsteller ein. Seinen Ruf hatte er durch sein 1809
erschienenes großes Werk über „Die Elemente der Staats—
kunst“ begründet, dem 1810 die Vorlesungen „Ueber König
Friedrich II. und die Natur, Würde und Bestimmung der
Preußischen Monarchie“ nachfolgten. Er war Berliner von
Geburt und stammte mütterlicherseits von protestantischer
Pfarrersfamilie ab. Selbst zum Geistlichen bestimmt, ging
er aber schon auf der Universität Göttingen zu allgemein
litterarischen und historisch-politischen Studien über. Seine
theologische Grundlegung der Staatswissenschaft verband er
mit der von Friedrich Gentz damals publicistisch verbreiteten
Gegnerschaft Edmund Burke's gegen die französische Revolution.
Burke's „Betrachtungen über die französische Revolution“ er⸗
schienen deutsch von Gentz, zusammen mit politischen Abhand—
lungen von diesem, 1793 zu Berlin. Liest man vergleichend
Arnim's zehn Jahre später verfaßte Nachschrift zu des Knaben
Wunderhorn, so empfindet man mit Staunen die Aehnlichkeit,
ja Gleichheit, der an beiden Stellen vorgetragenen Grund—
anschauungen. Nicht von Lehrer und Schüler kann bei Gentz
und Arnim die Rede sein; sondern was bei Gentz gelehrt
oder litterarisch durchdrang, das war bei dem märkischen Edel—⸗
manne die Macht Jahrhunderte alter Tradition. So mußte
auch bei Adam Müller im Wesentlichen Uebereinstimmung mit
Arnim und dessen adeligen Gesinnungsgenossen herrschen.
„Ich habe,“ sagt Müller in der Einleitung zu seinen
Elementen, „für mein Zeitalter geschrieben, und so wird man
es billigen, daß ich mich der gerade jetzt unterdrückten geist—
lichen und feudalistischen Elemente des Staates wärmer an—
nehme, als der in diesem Augenblicke triumphirenden.“ Und
so bildet das Fundament der „Elemente“ der Satz, daß alle
wahre menschliche Freiheit in der Hingebung an Christus
und an das Vaterland liege. Dieser Saztz enthielt zugleich