30 Iffland und die Romantik.
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mantik auf, die Kunstanschauung der jüngeren Generation, die
Goethe verehrte und das Philisterthum bekämpfte. Iffland
war schon ein berühmter Schauspieler und in seine Mannes⸗
jahre eingetreten, als die neue Bewegung sich geltend machte.
Er besaß weder als Schauspieler, noch als Theaterdichter die—
jenige Fulle geistiger Gaben, die nöthig gewesen wäre, um
das Neue fruchtbar zu umfangen. Goethe hielt, mehr als
Schiller, Fuhlung mit den jungen Talenten. Tieck's, der beiden
Schlegel's, Kleist's, Werner's u. a. Dramen führte er auf
seinem Theater auf. Er schrieb Werke, die die Romantiker
selbst als die Blüthe ihrer eigenen Bestrebungen anerkannten:
All das jedoch, ohne sich selbst zu verlieren oder sich als Parthei—
chef der Romantiker proclamiren zu lassen. Iffland dagegen,
an diesem Reichthum gemessen, erscheint als ein armer Mann.
Für die neuen Tendenzen der Romantiker fehlte ihm das
Organ. Seine Theaterstücke blieben, was sie waren, ge—
dankenleichte Unterhaltungsstücke, mit denen Kotzebue's auf
Einer Stufe. Selbst die uns für die besseren gelten können,
die Jäger, der Spieler, Verbrecher aus Ehrsucht, haben keine
innere Entwickelung, weder im classischen, noch im romantischen
Sinne. Aus etwas Edelmuth und etwas Schlechtigkeit sind
die Charaktere seiner Helden zusammengesetzt, und kein höheres
Ziel kennt Iffland, als diese Helden „aus der Gesellschaft
spielender Muüßiggänger in das Leben des thätigen Bürgers“
zurückzuführen. Von der poetischen Erfassung und Erweckung
der jedem Stande eigenthümlichen Kraft, worauf die Ro⸗
mantiker hinaus wollten, hatte Iffland keine Ahnung. Seine
Natur war antiromantisch. Er hat, außer dem Jon Schlegel's
und einzelnen früheren Stücken Zacharias Werner's, keine
dramatische Leistung der Romantiker auf die Bühne gebracht.
Historisch betrachtet, lastet auf ihm der Vorwurf, daß das
patriotisch-romantische Drama jener Tage von ihm nicht