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834 Erstes Capitel.
Feind aus Deutschlands Gränzen zu vertreiben. Wir haben
uns schon oft mit den Franzosen gemessen und brauchen uns
der alten Schlachten nicht zu schämen. Aber es sei nur jeder
brav, und jeder denke, auf ihn allein komme es an. Wohl—
an Freunde! rief er freudig, das Glas erhebend: Deutsche
Treue und deutscher Muth! Denn das sei das erste; zwar ich
selbst bin ein Preuße, und Preußen ziehen ins Feld, aber dieser
Krieg gilt Deutschland: Sieg den Deutschen durch deutsche
Kraft!“ Und da „auf einmal schallte von dem Dorfe her ein
lauter Gesang, eine Anzahl Reiter sangen jubelnd folgende
Strophen, die in ihrer Unscheinbarkeit eine Art von Zauber⸗
gewalt auszuüben schienen, so herzlich wurden sie gesungen:
Wir Preußischen Dragoner durchstreifen die Welt,
Wir jagen wie Sturmwind ins weite Feld,
Wir wollen marschiren dem Feind entgegen,
Damit wir ihm heute den Paß noch verlegen
und der preußische Offizier: „Sie hören, die Leute sind munter
und singen ein altes Lied aus dem siebenjährigen Kriege.
Schön ... daß die Soldaten sich selber ihre Poesie schaffen,
und nicht die neuen Lieder sich aufdrängen lassen. Es ist
doch ein wahres Kernleben in ihren Gesängen.“ Das ist der
Geist des Wunderhorns, in dem (I, 188) dies flotte Soldaten⸗
lied als Husarenbraut nach einem fliegenden Blatte aus dem
siebenjährigen Kriege gedruckt worden war: das Arnim noch
1806 in seinen Göttinger Kriegsliedern an die durch Göttingen
ziehenden preußischen Truppen vertheilt hatte. Als Arnim zu
Anfang, Brentano im Herbste des Jahres 1809 in Berlin
eintraf, wurden sie beide von diesem Dichterkreise enthusiastisch
aufgenommen. Trotzdem aber war die persönliche Nähe eher
geeignet, eine Entfremdung, als ein Einvernehmen zu Wege
zu bringen. Gesellschaftlich und dichterisch bedeuteten die Leute
zu wenig. Sie hatten den Kopf noch voll von unreifen poli—