140
3 Zweites Capitel.
—V
Himly verlangte nun von Kleist, daß er seine Ankündigung
abändere. Da dieser sich weigerte, so trug Himly die Ab⸗
änderung selber in die Censurvorlage ein, und mit der folgen—
den Variante gegen den oben S. 123 mitgetheilten Text
„Außerdem wird in dem Bulletin der öffentlichen Blätter in der—
selben Art, als es bisher geschehen, ein Auszug der wichtigsten
Nachrichten des Auslandes mitgetheilt werden“
wurde Kleist's Ankündigung der Abendblätter in der Spener—
schen Zeitung vom 1. Januar, und in der Vossischen Zeitung
vom 3. Januar 1811 abgedruckt. Sachlich für Nichteinge⸗—
weihte vielleicht ziemlich bedeutungslos, für eine rechtzeitige
Bestellung der Abendblätter natürlich aber viel zu spät. Kleist
war jetzt im Unmuth über die Vorgänge nahe daran, die Re—
daction der Abendblätter förmlich an August Kuhn abzutreten.
Doch wieder hoffte er, daß die Schwierigkeiten mit der Censur
sich legen würden. Diese in ihm wechselnden Stimmungen
sprach er am 1. Januar 1811 seinem Freunde Friedrich
Schulz brieflich aus.
Die Schwierigkeiten mit der Censur legten sich aber
nicht, sondern drückten immer härter. Keiner von Kleist's
Freunden konnte helfen. „Der arme Kerl“, schrieb Arnim
auf Neujahr 1811 an Wilhelm Grimm nach Cassel, „hat seine
bittre Noth mit der Censur, der wegen einiger dem hiesigen
Ministerio anstößiger Aufsätze beinahe gar nichts mehr ab—
drucken darf. Hättest Du wohl gedacht, daß der Raumer,
zu dem ich Dich, wenn ich nicht irre, einmal (1809) führte,
einmal den Staat durch den Staatskanzler beherrschen würde?“
Gruner mußte den neuen Censuranordnungen Hardenberg's
gehorchen; jede Abweichung würde eine Anzeige des ihm auf⸗
passenden Himly und eine Rüge zur Folge gehabt haben.
Zudem wollte er sich seine bevorstehende Beförderung aus dem
undankbaren Polizeiamte, das ihm fast täglich, nach Ausweis