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So lag bei Parchim in Mecklenburg auf einem Höhenzuge ein
Kiek in die Mark, und Herzog Barnim III. von Pommern zer⸗
störte ein Schloß, genannt Kiek in die Peene, das Heinrich und
Sieghard von Thun auf Kummerow gebaut hatten. Noch zu Teschs
Zeit, der 1751 schrieb, wurden Menschenknochen auf jener Stätte
gefunden. Den Turm selbst aber, der rund und mit einer Menge
kleiner Gefängnislöcher ausgestattet gewesen sein soll, hat man erst
im Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochen. Die den Belgardern
abgenommene Fahne wurde in der Kirche über dem Predigtstuhl
aufgesteckt; nach einer Randbemerkung in dem v. Löperschen Manu—
skript (Baltische Studien Jahrg. III, Heft 1, S. 165), womit die
Angabe des Exemplares der Ann. Schivelb. auf dem Schloßarchive
übereinstimmt, ist dieselbe erst bei dem großen Brande des Jahres
1689 vernichtet. Auch wurde ein Siegeslied gesungen, das leider
nur verstümmelt in seinen Weisen erhalten und in dieser Form,
die allen Exemplaren der Ann. Schiv. mit geringen Abweichungen
gemeinsam ist, von Dr. Böhmer in dem erwähnten Hefte der
Baltischen Studien publiziert ist. Es ist umso merkwürdiger, als
dergleichen Lieder aus unseren Gegenden nur sehr wenige noch
übrig sind. Am ähnlichsten sind außer den wenigen Reimen, die
Mikrälius mitteilt, zwei in den märkischen Annalen des Angelus
aufbewahrte, eins auf den Sieg des Kurfürsten Friedrich vor
Angermünde 1420 (p. 202) und ein anderes auf den Belitzer
Krieg von 1478 (p. 244). — Endlich befindet sich noch jetzt im
Steintor zu Schivelbein ein großer eiserner Ring, von dem die
Sage behauptet, daß der Belgarder Bürgermeister einen Ochsen,
auf dem er geritten, damit gelenkt habe, und der nach seiner
Niederlage als Siegeszeichen hier aufgehängt sei. Es bemerkt aber
das Schloßexemplar der Ann. Sehiv. in einer Randbemerkung,
daß die Belgarder späterhin von dieser Begebenheit „Blendlinge“
genannt seien.
Im Laufe von beinahe vier Jahrhunderten hat sich die Er—
innerung an die näheren Umstände dieser Schlacht so verwischt,
daß die heutigen Belgarder sich gleichfalls als Sieger bezeichnen.
Ja, sie pflegten sogar einen riesigen Steigbügel, der unter dem
Kösliner Tor in Belgard hing, als Zeichen des Sieges mit