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Zur Geschichte von Schivelbein (1847)

Full text: Zur Erinnerung an Rudolf Virchow / Virchow, Rudolf (Public Domain)

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So lag bei Parchim in Mecklenburg auf einem Höhenzuge ein 
Kiek in die Mark, und Herzog Barnim III. von Pommern zer⸗ 
störte ein Schloß, genannt Kiek in die Peene, das Heinrich und 
Sieghard von Thun auf Kummerow gebaut hatten. Noch zu Teschs 
Zeit, der 1751 schrieb, wurden Menschenknochen auf jener Stätte 
gefunden. Den Turm selbst aber, der rund und mit einer Menge 
kleiner Gefängnislöcher ausgestattet gewesen sein soll, hat man erst 
im Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochen. Die den Belgardern 
abgenommene Fahne wurde in der Kirche über dem Predigtstuhl 
aufgesteckt; nach einer Randbemerkung in dem v. Löperschen Manu— 
skript (Baltische Studien Jahrg. III, Heft 1, S. 165), womit die 
Angabe des Exemplares der Ann. Schivelb. auf dem Schloßarchive 
übereinstimmt, ist dieselbe erst bei dem großen Brande des Jahres 
1689 vernichtet. Auch wurde ein Siegeslied gesungen, das leider 
nur verstümmelt in seinen Weisen erhalten und in dieser Form, 
die allen Exemplaren der Ann. Schiv. mit geringen Abweichungen 
gemeinsam ist, von Dr. Böhmer in dem erwähnten Hefte der 
Baltischen Studien publiziert ist. Es ist umso merkwürdiger, als 
dergleichen Lieder aus unseren Gegenden nur sehr wenige noch 
übrig sind. Am ähnlichsten sind außer den wenigen Reimen, die 
Mikrälius mitteilt, zwei in den märkischen Annalen des Angelus 
aufbewahrte, eins auf den Sieg des Kurfürsten Friedrich vor 
Angermünde 1420 (p. 202) und ein anderes auf den Belitzer 
Krieg von 1478 (p. 244). — Endlich befindet sich noch jetzt im 
Steintor zu Schivelbein ein großer eiserner Ring, von dem die 
Sage behauptet, daß der Belgarder Bürgermeister einen Ochsen, 
auf dem er geritten, damit gelenkt habe, und der nach seiner 
Niederlage als Siegeszeichen hier aufgehängt sei. Es bemerkt aber 
das Schloßexemplar der Ann. Sehiv. in einer Randbemerkung, 
daß die Belgarder späterhin von dieser Begebenheit „Blendlinge“ 
genannt seien. 
Im Laufe von beinahe vier Jahrhunderten hat sich die Er— 
innerung an die näheren Umstände dieser Schlacht so verwischt, 
daß die heutigen Belgarder sich gleichfalls als Sieger bezeichnen. 
Ja, sie pflegten sogar einen riesigen Steigbügel, der unter dem 
Kösliner Tor in Belgard hing, als Zeichen des Sieges mit
	        
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