50
Heinrich Heine. Seine Frau.
Breslau ein Kattungeschäft betrieb, im Hotel de Paris
in der Rue Richelieu abgestiegen. Auch sie waren mir
gut bekannt, hatte ich doch seiner Zeit Friedland's Hochzeit
beigewohnt.
Frau Friedland, eine hübsche, sehr gefallsüchtige
Frau, liebte es, Leute von Geist und Talent bei sich zu
— DDD
Journalisten in ihrem Salon ein. Zu den ständigen Be—
suchern gehörte auch Heinrich Heine, der sich mit dem alten
Lassalle mit ganz besonderem Behagen zu unterhalten
pflegte.
Heinrich Heine hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
Mir schwebte das bekannte Bild von ihm vor, auf welchem
er schwärmerisch dasitzt und vor sich hinblickt. Mit diesem
Bilde hatte er keine entfernte Aehnlichkeit. Als ich Heine
kennen lernte, war er schon leidend. Den Bart am Kinn
mußte er wachsen lassen, da ihn das Rasieren an dieser
Stelle nervös machte. Auf sein Aeußeres schien er gar
keinen Wert zu legen. Er war einfach und unmodern
gekleidet und bewegte sich langsam und, wie es schien, un—
gern. Am liebsten lehnte er sich bequem in einen Lehn—
sessel, sprach wenig und nahm nur gelegentlich an der
Unterhaltung teil.
Die Abende bei Friedland waren sehr unterhaltend.
Es erschienen fast täglich der damals rühmlichst bekannte
Violinvirtuose Panofka, der Klavier-Komponist Steffen—
Heller und ein Hausfreund Friedlands, Herr Reinhold
Heinke, Sohn des Polizeipräsidenten in Breslau. Der an—
genehme Humor, die burleske Art und Weise, der Ton
dieses echten gemütlichen Schlesiers veranlaßten Heine
wiederholt herzlich zu lachen, während er sonst still und
müde vor sich hinblickend dasaß. Vergebens wartete ich
quf den ihm nachgerühmten Witz oder Sarkasmus. Auch