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II. Kapitel. Studienaufenthalt in Paris. 1845-48

Full text: Erinnerungen aus meinem Leben / Strantz, Ferdinand von (Public Domain)

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Heinrich Heine. Seine Frau. 
Breslau ein Kattungeschäft betrieb, im Hotel de Paris 
in der Rue Richelieu abgestiegen. Auch sie waren mir 
gut bekannt, hatte ich doch seiner Zeit Friedland's Hochzeit 
beigewohnt. 
Frau Friedland, eine hübsche, sehr gefallsüchtige 
Frau, liebte es, Leute von Geist und Talent bei sich zu 
— DDD 
Journalisten in ihrem Salon ein. Zu den ständigen Be— 
suchern gehörte auch Heinrich Heine, der sich mit dem alten 
Lassalle mit ganz besonderem Behagen zu unterhalten 
pflegte. 
Heinrich Heine hatte ich mir ganz anders vorgestellt. 
Mir schwebte das bekannte Bild von ihm vor, auf welchem 
er schwärmerisch dasitzt und vor sich hinblickt. Mit diesem 
Bilde hatte er keine entfernte Aehnlichkeit. Als ich Heine 
kennen lernte, war er schon leidend. Den Bart am Kinn 
mußte er wachsen lassen, da ihn das Rasieren an dieser 
Stelle nervös machte. Auf sein Aeußeres schien er gar 
keinen Wert zu legen. Er war einfach und unmodern 
gekleidet und bewegte sich langsam und, wie es schien, un— 
gern. Am liebsten lehnte er sich bequem in einen Lehn— 
sessel, sprach wenig und nahm nur gelegentlich an der 
Unterhaltung teil. 
Die Abende bei Friedland waren sehr unterhaltend. 
Es erschienen fast täglich der damals rühmlichst bekannte 
Violinvirtuose Panofka, der Klavier-Komponist Steffen— 
Heller und ein Hausfreund Friedlands, Herr Reinhold 
Heinke, Sohn des Polizeipräsidenten in Breslau. Der an— 
genehme Humor, die burleske Art und Weise, der Ton 
dieses echten gemütlichen Schlesiers veranlaßten Heine 
wiederholt herzlich zu lachen, während er sonst still und 
müde vor sich hinblickend dasaß. Vergebens wartete ich 
quf den ihm nachgerühmten Witz oder Sarkasmus. Auch
	        
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