242 Aufführung der Oper „Johann von Lothringen“.
entgegen. Die vom Kapellmeister Kahl ganz vorzüglich
einstudierte Musik befriedigte Herrn Joncières ungemein.
Hinsichtlich einiger Tempi verständigte er sich mit dem
Dirigenten und den Ausübenden sehr schnell. Die Be—
setzung der Oper war brillant. Die Herren Betz, Biberti,
Rothmühl, die Damen Beeth und von Ghilany bildeten
ein Ensemble, das den Komponisten geradezu entzückte.
Auf die Inszenierung war die größte Sorgfalt verwendet
worden; sie bewies Herrn Joncières, wie armfelig in
Paris verfahren worden war. Am 17. April 1886 wurde
die Oper zum ersten Male gegeben. Der Beifall war
enthusiastisch, namentlich zündete ein Duett, das von
Herrn Rothmühl und Fräulein Beeth hinreißend gesungen
wurde und wiederholt werden mußte. Der Komponist
wurde nach jedem Akt stürmisch gerufen. Mit herzlichen
Worten sprach er allen, die zu dem großen Erfolge bei—
getragen hatten, seinen Dank aus. Er sandte mir nach
seiner Rückkehr nach Paris einen Brief, in welchem er noch—
mals seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß es mir
gelungen war, seine Oper musikalisch und szenisch so
brillant zur Geltung zu bringen. Unter seinem mir
zugeeigneten Bilde stand: „Souvenir de son bien
reconnaissant Victorin Joncières.“
Ich gestehe ganz offen, daß ich doppelt bemüht ge⸗
wesen bin, dem Werke des Franzosen in jeder Hinsicht in
Deutschland eine günstige Aufnahme zu bereiten.
Am 14. Mai erbat ich von meinem Chef einen Urlaub
für drei Tage, um einer Einladung des Offizierkorps des
2. Schlesischen Jäger-Bataillons Nr. 6 in Oels Folge zu
geben. Am 16. und 17. Mai fanden daselbst Festlichkeiten
zur Feier des 25. Jahrestages der Verleihung des
Bataillons an seinen hohen Chef, den Herzog Ernst von
Sachsen-Altenburg Hoheit, statt, zu denen der Truppenteil