Graf Ferdinand Harrach.
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26. August wurde nochmals bei unserer Anwesenheit in
Breslau die Kostümangelegenheit genau durchgenommen,
und schon am 7. September traf ich des Morgens dort
abermals ein, um die erste Probe und zwar eine Arrangier—
probe abzuhalten.
Am Vormittag, schon um 9 Uhr, erhielt ich den Be—
such des Grafen Ferdinand Harrach, des rühmlichst be—
kannten Malers, welcher Mitglied der Aufzugs-Kom—
mission war, um über die in Aussicht genommenen vier
Bilder zu sprechen. Nicht wenig erstaunt war ich, als ich
erfuhr, daß der Graf geglaubt habe, ihm sei die Aufgabe,
den Festzug zu stellen, zu teil geworden. Die Ausein—
andersetzung währte weit über eine Stunde und schon ge—
dachte der Graf auf seine Mitwirkung zu verzichten, wenn
ihm das Arrangement nicht allein überlassen würde. Als
wir endlich die nähere Ausführung erörterten, und Graf
Harrach von einem Vorbeimarsch vor dem Kaiser sprach,
den er für allein ausführbar hielt, ich aber von in Szene
gesetzten Bildern, sogenannten tableaux vivants, die Graf
Harrach mit Dilettanten und noch dazu nach nur zwei—
maliger Probe für unmöglich erklärte, schlug ich vor, das
erste Bild von mir und das zweite Bild nach seiner Angake
stellen zu lassen. Professor Döpler und andere Autori—
täten sollten dann ihr Gutachten abgeben, welcher Methode
der Vorzug zu geben sei. Graf Harrach nahm meinen
Vorschlag an und so erreichte unsere Unterhaltung
hr Ende.
Nachmittag um 85 Uhr begann die angesetzte Stell—
probe. 8324 Personen wirkten in den Bildern mit, und
diese hatten wieder eine große Anzahl Verwandte als Zu—
schauer mitgebracht, sodaß es für mich keine leichte Auf—
gabe war, bei diesem Menschengewühl in dem nur kleinen
Saal meine Ideen durchzuführen.