212 Kaiserfest der schlesischen Ritterschaft in Breslau.
Saison nicht gut missen konnte, erlaubte er mir dennoch,
die mir angetragene Funktion zu übernehmen.
Am 11. August fuhr ich nach Breslau. Mein erster
Weg nach der Ankunft daselbst führte mich nach dem
Militärkirchhof zu den Gräbern meiner theuren Eltern,
wo ich lange in stillen, ernsten Gedanken verweilte. Ich
hatte die Empfindung, als ob ich an den Ausgangspunkt
meines Lebens zurückgekehrt sei und die dazwischen
liegenden Jahre mit ihrem reichen Inhalt von Lust und
Freude, Schmerz und Pein, Arbeit und Mühe nur ein
Traum seien, aus dem ich erwacht sei. Das Wunderbare
und Rätselhafte des Daseins erfüllte meine Gedanken und
aus diesem Gewirr unklarer und unbefriedigender Vor—
stellungen erlöste mich endlich ein Trostgedanke, daß wir
uns mit dem Unbegreiflichen, das uns überall enigegen—
tritt, nur abzufinden vermögen, indem wir in allen Dingen
nach bestem Wissen und Gewissen unsere Pflicht thun.
Ernsten Sinnes, aber innerlich gestärkt, verließ ich den
Friedhof.
Im Generallandschaftsgebäude fanden die Sitzungen
des Fest-Komitees für die Kaisertage statt. Zu demselben
gehörten viele meiner Verwandten und alte, werte
Freunde, die mich bei meinem Erscheinen herzlich und liebe—
voll begrüßten. Ich erklärte, daß ich in Anbetracht meiner
mich ganz in Anspruch nehmenden Berufsthätigkeit in
Berlin von Zeit zu Zeit immer nur auf einige Stunden
nach Breslau würde kommen können, daß ich aber trotz—
dem hoffte, die historischen Festzüge in diesen kurzen
Fristen genügend vorzubereiten. Bei meiner zweiten An—
wesenheit in Breslau kamen die für die Bilder bestimmten
Herren und Damen nach dem Generallandschaftsgebäude,
um mit mir und dem liebenswürdigen Professor Döpler
senior die Kostüme zu besprechen und festzustellen. Am