Kronprinz Albert.
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nicht kümmerte und mir ihre Erledigung ohne jede Ein—
schränkung überließ. Mit Vorsicht und Takt gelang es
mir die stellvertretende Direktion bis zum Schluß unseres
Kontraktes (1. Juli 1876) unangefochten weiter zu führen.
In der Lokalpresse fand mein korrektes Verhalten
Billigung und Anerkennung.
Unsere Kunstthätigkeit erlahmte ungeachtet der ge—
schilderten Mißhelligkeiten in keiner Hinsicht. Als wirk—
liche Stütze bewährte sich immer mehr mein treuer Freund
Oswald Hancke (zur Zeit Direktor des Hoftheaters in
Karlsruhe), der mir bei kritischen Anlässen mit Klugheit
und Takt zur Seite stand. Das Repertoire gestaltete sich
immer interessanter. Der Direktion war es gelungen, all—
mählich eine so ausgewählte Künstlerschar zu engagieren,
daß auch die Kassenresultate nichts zu wünschen übrig
ließen.
Bei einer kurzen Anwesenheit des Kronprinzen,
jetzigen Königs von Sachsen, in Leipzig, begab ich mich zu
demselben, um seine Wünsche, bezw. Befehle für eine Vor—
stellung einzuholen. Der Kronprinz erwiderte auf meine
unterthänige Anfrage: „Ja, die Vorstellung, die ich gern
haben möchte, können Sie nicht geben. Ich wünschte „Die
beiden Klingsberge“ mit Haase zu sehen.“
„Königliche Hoheit, diese Vorstellung wird morgen
stattfinden“, antwortete ich. „Wieso denn? Mittell ist ja
beurlaubt?“ entgegnete der Kronprinz. „Gewiß, Königl.
Hoheit, ich habe aber noch einen und zwar auch ganz guten
jungen Klingsberg, Herrn Link. Wenn Königl. Hoheit
allergnädigst erlauben, möchte ich noch zum Schluß der
Vorstellung einen sehr wirksamen Einakter „Zahn⸗
schmerzen“ mit dem ganz hervorragenden Komiker Herrn
Engelhardt vorzuschlagen mir erlauben.“
Die geplante Vorstellung fand statt. Der Kronprinz