166 Die k.Kreisdirektion das Verfahren des Rates gemißbilligt.
dienern aus dem Hause gewiesen. Noch am Mittwoch
Abend erklärte Herr von Strantz, unter solchen Umständen
eine Vertretung des Direktors für die Zukunft nicht mehr
übernehmen zu können, und bat, da hierdurch seine
Stellung zwecklos sei, um seine Entlassung. Infolge—
dessen und in Ansehung der ihm zu teil gewordenen Unbill
durch Verletzung des Hausrechtes reichte Herr Direktor
Haase am Donnerstag früh sein Gesuch um Entbindung
vom Pachtvertrag beim Rat ein.
Die Rechtsverletzung war so eklatant, daß eine An—
rufung der höheren Instanz durch die Geschädigten nicht
unterlassen werden durfte. Die Entscheidung der vor—
gesetzten Regierungsbehörde ließ auch nicht lange auf sich
warten. Schon im Juni konnten die Lokalblätter folgende
Mitteilung bringen:
„Leipzig, 28. Juni 1874. In der s. Zt. viel be—
sprochenen Angelegenheit, das vom hiesigen Rat gegen
die Garderobengehilfin Frau Rüssel eingeschlagene Ver—
fahren betreffend, ist dieser Tage auf die von der Frau
Rüssel bezw. von dem Theaterdirektor Haase eingereichte
Beschwerde eine Verordnung der Kreisdirektion ergangen,
durch welche das auf Grund der Anzeige des Theater—
inspektors Müller vom Stadtrat gegen die verwitwete
Rüssel eingeschlagene Verfahren als ungültig aufgehoben
wird und die derselben erteilten Bedeutungen rückgängig
gemacht werden.“
Frau Rüssel wurde nunmehr durch mich als Logen—
schließerin wieder eingestellt und verblieb bis zum Schluß
der Haase'schen Direktion in dieser Funktion.
Man wird mir zugestehen, daß es für mich keine an—
genehme Aufgabe war, mit einem so gearteten Vorstande
der Theaterdeputation weiter zu verkehren; allein ich
mußte, da Haase sich um die geschäftlichen Angelegenheiten