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VII. Kapitel. Leitung der Leipziger Stadttheater im Verein mit Friedrich Haase. 1870-1876

Full text: Erinnerungen aus meinem Leben / Strantz, Ferdinand von (Public Domain)

164 Taktlosigkeit des Stadtrats Schilling. 
„Als Se. Majestät der König das Neue Theater 
betraten, wurde ich durch Herrn von Strantz dem König 
vorgestellt. Se. Majestät setzten das Gespräch mit mir 
beim Besteigen der Treppe fort. Pflicht und Anstand 
geboten mir, alle Fragen zu beantworten. Bei der 
ersten Wendung der Treppe waren Se. Majestät so 
gnädig, weitere Fragen an mich zu richten. Pflicht und 
Anstand geboten mir zu antworten, und so stiegen Se. 
Majestät die Treppe weiter hinauf bis zur Loge, stets 
sich huldvollst mit mir unterhaltend. Pflicht und An— 
stand geboten mir, bis zum Eintreten Sr. Majestät in 
die Loge, zu antworten, u. s. w.“ 
Wie nicht anders zu erwarten stand, blieb dieser Brief 
von seiten Schillings ohne Erwiderung. 
Eine andere, für den Stadtrat Schilling unange— 
nehmere Angelegenheit, da sie in die Oeffentlichkeit kam, 
trug sich im Mai 1874 zu. Ein Lokalblatt brachte damals 
folgende Mitteilung: 
„Eines Nachmittags kam die Gehilfin des Logen— 
schließers Müller, Frau Rüssel, in die Wohnung des stell— 
vertretenden Direktors Herrn von Strantz mit der Anzeige, 
daß sie soeben auf eine Vorladung des Rates auf dem 
Rathause gewesen sei und dort ein Schriftstück habe unter- 
zeichnen sollen, welches sie verpflichte, das Theater nie 
wieder zu betreten. Sie hat diese Unterschrift verweigert, 
weil man ihr die Einsicht in die gegen sie vorgebrachte An— 
klage verweigerte. Auf die Frage des Herrn von Strantz, 
was dieser Maßregel zu Grunde liegen könne, teilte ihm 
Frau Rüssel mit, daß sie am vergangenen Sonnabend mit 
einer Dame aus dem Publikum Streit wegen eines Garde— 
robenstückes gehabt habe. Herr von Strantz begab sich 
darauf mit der Frau Rüssel nach dem Theater. Weder an 
die Direktion, noch an einen Beamten derselben war in—
	        
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