164 Taktlosigkeit des Stadtrats Schilling.
„Als Se. Majestät der König das Neue Theater
betraten, wurde ich durch Herrn von Strantz dem König
vorgestellt. Se. Majestät setzten das Gespräch mit mir
beim Besteigen der Treppe fort. Pflicht und Anstand
geboten mir, alle Fragen zu beantworten. Bei der
ersten Wendung der Treppe waren Se. Majestät so
gnädig, weitere Fragen an mich zu richten. Pflicht und
Anstand geboten mir zu antworten, und so stiegen Se.
Majestät die Treppe weiter hinauf bis zur Loge, stets
sich huldvollst mit mir unterhaltend. Pflicht und An—
stand geboten mir, bis zum Eintreten Sr. Majestät in
die Loge, zu antworten, u. s. w.“
Wie nicht anders zu erwarten stand, blieb dieser Brief
von seiten Schillings ohne Erwiderung.
Eine andere, für den Stadtrat Schilling unange—
nehmere Angelegenheit, da sie in die Oeffentlichkeit kam,
trug sich im Mai 1874 zu. Ein Lokalblatt brachte damals
folgende Mitteilung:
„Eines Nachmittags kam die Gehilfin des Logen—
schließers Müller, Frau Rüssel, in die Wohnung des stell—
vertretenden Direktors Herrn von Strantz mit der Anzeige,
daß sie soeben auf eine Vorladung des Rates auf dem
Rathause gewesen sei und dort ein Schriftstück habe unter-
zeichnen sollen, welches sie verpflichte, das Theater nie
wieder zu betreten. Sie hat diese Unterschrift verweigert,
weil man ihr die Einsicht in die gegen sie vorgebrachte An—
klage verweigerte. Auf die Frage des Herrn von Strantz,
was dieser Maßregel zu Grunde liegen könne, teilte ihm
Frau Rüssel mit, daß sie am vergangenen Sonnabend mit
einer Dame aus dem Publikum Streit wegen eines Garde—
robenstückes gehabt habe. Herr von Strantz begab sich
darauf mit der Frau Rüssel nach dem Theater. Weder an
die Direktion, noch an einen Beamten derselben war in—