Konflikte mit der Theaterdeputation. 163
richtige Mann war, die Stellung eines Vorstandes ein—
zunehmen.
Im Sommer 1872 kam König Johann nach Leipzig,
um einige Vorlesungen an der Universität zu hören.
Während seines Aufenthaltes wünschte der König eine
Vorstellung im Neuen Theater zu sehen, und zwar war ein
Lustspiel von Benedix als genehm bezeichnet worden.
Für den Empfang Seiner Majestät hatte der
Bürgermeister, Herr Koch, bestimmt, daß die Theater⸗
deputation, Direktor Haase und ich zur Begrüßung des
Königs an der Thür der linken Einfahrt Aufstellung
nehmen sollten, und daß ich den Direktor Haase Sr.
Majestät vorstellen sollte. Der König erschien zur fest—
gesetzten Stunde, begrüßte zuvörderst den Bürgermeister
Dr. Koch und die übrigen Herren, sodann hatte ich die
Ehre, den Direktor Haase Sr. Majestät vorzustellen. Der
König begrüßte denselben besonders gnädig, unterhielt
sich mit ihm beim Hinaufgehen der Treppe sehr angelegent⸗
lich, setzte das Gespräch bei den verschiedenen Wendungen
der Treppe bis an den Eingang der Loge im ersten Rang
fort. — Als Se. Majestät die Loge betrat, überreichte ich
den Theaterzettel. Die Vorstellung ging glatt von Statten
und fand die allerhöchste Anerkennug.
Am anderen Tage erhielt Herr Haase einen Brief
vom Stadtrat Schilling, in welchem ihm der Vorwurf
gemacht wurde, sich bei dem Theaterbesuch des Königs vor⸗
gedrängt und die Anwesenheit der Theaterdeputation un⸗
beachtet gelassen zu haben. Wer das laktvolle, liebens
würdige und bescheidene Wesen Haase's näher kennt, weiß,
daß er solcher Dinge nicht fähig ist. Der Vorwurf war
ungerecht und entbehrte jedes verständigen Grundes.
Stadtrat Schilling erhielt auf seinen Brief von Haase eine
Antwort, ungefähr folgenden Inhalts: