Oberammergauer Passionsspiele. München. Walküre. 143
empfangenen Eindruck berichtete. An diesem Tage waren
wir beim General-Intendanten Baron von Perfall zum
Diner eingeladen, und am nächsten Tage bei unserem Ge—
sandten, Herrn von Werther, einem lieben Bekannten aus
meiner Jugendzeit. Die herzliche Aufnahme, welche wir
in den Familien dieser beiden Herren fanden, war sehr
wohlthuend. Baron von Perfall ist eine der angenehmsten
Persönlichkeiten, welche ich kenne. Was er in seiner Wirk
samkeit als General-Intendant der königlichen Hofkapelle
und der königlichen Hofbühne in München geleistet hat,
wird seinem Namen dauernd einen Ehrenplatz in der Ge—
schichte dieser Institute sichern.
Am 265. Juni fuhr ich mit meinem Chef über Penz—
berg und Kochel nach Partenkirchen, wo wir in einem
kleinen Zimmer übernachteten. Am anderen Morgen
brachen wir frühzeitig nach Oberammergau zu dem
Passionsspiel auf. Diese für Fachmänner doppelt inter—
essante Vorstellung ergriff uns beide mächtig und ließ die
Beschwerden der Reise vergessen. Die großen szenischen
Schwierigkeiten wurden mit Sicherheit überwunden, wozu
jeder einzelne sein bestes beitrug. In der Frühe des
folgenden Tages fuhren wir über Murnau nach München
und langten dort noch so rechtzeitig an, daß wir uns die Auf—
führung der „Walküre“ ansehen konnten. Dieses Meister—
werk Wagners wurde in jeder Hinsicht befriedigend ge—
geben. Vor allem muß ich des Orchesters gedenken; seine
Leistungen waren geradezu hervorragend, zwischen ihm
und den Sängern und Sängerinnen bestand ein stetiger
vollkommener Rapport, so daß eine wunderbar einheit—
liche Gesamtwirkung resultierte. Der Feuerzauber am
Schluß bewies abermals, welchen Schatz das Münchener
Hoftheater an seinem Maschineninspektor Lautenschläger
besitzt. Nach der Vorstellung verabschiedete ich mich von