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VI. Kapitel. Meine erste Wirksamkeit an den königlichen Theatern in Berlin. 1868-1870

Full text: Erinnerungen aus meinem Leben / Strantz, Ferdinand von (Public Domain)

Oberammergauer Passionsspiele. München. Walküre. 143 
empfangenen Eindruck berichtete. An diesem Tage waren 
wir beim General-Intendanten Baron von Perfall zum 
Diner eingeladen, und am nächsten Tage bei unserem Ge— 
sandten, Herrn von Werther, einem lieben Bekannten aus 
meiner Jugendzeit. Die herzliche Aufnahme, welche wir 
in den Familien dieser beiden Herren fanden, war sehr 
wohlthuend. Baron von Perfall ist eine der angenehmsten 
Persönlichkeiten, welche ich kenne. Was er in seiner Wirk 
samkeit als General-Intendant der königlichen Hofkapelle 
und der königlichen Hofbühne in München geleistet hat, 
wird seinem Namen dauernd einen Ehrenplatz in der Ge— 
schichte dieser Institute sichern. 
Am 265. Juni fuhr ich mit meinem Chef über Penz— 
berg und Kochel nach Partenkirchen, wo wir in einem 
kleinen Zimmer übernachteten. Am anderen Morgen 
brachen wir frühzeitig nach Oberammergau zu dem 
Passionsspiel auf. Diese für Fachmänner doppelt inter— 
essante Vorstellung ergriff uns beide mächtig und ließ die 
Beschwerden der Reise vergessen. Die großen szenischen 
Schwierigkeiten wurden mit Sicherheit überwunden, wozu 
jeder einzelne sein bestes beitrug. In der Frühe des 
folgenden Tages fuhren wir über Murnau nach München 
und langten dort noch so rechtzeitig an, daß wir uns die Auf— 
führung der „Walküre“ ansehen konnten. Dieses Meister— 
werk Wagners wurde in jeder Hinsicht befriedigend ge— 
geben. Vor allem muß ich des Orchesters gedenken; seine 
Leistungen waren geradezu hervorragend, zwischen ihm 
und den Sängern und Sängerinnen bestand ein stetiger 
vollkommener Rapport, so daß eine wunderbar einheit— 
liche Gesamtwirkung resultierte. Der Feuerzauber am 
Schluß bewies abermals, welchen Schatz das Münchener 
Hoftheater an seinem Maschineninspektor Lautenschläger 
besitzt. Nach der Vorstellung verabschiedete ich mich von
	        
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