38 Helmerding. Emil Devrient. Tichatscheck. Döring.
ihm noch immer fremden Sprache sang und dabei in allen
Szenen der Bewegung des künstlichen Armes zu denken
hatte. Den künstlichen Arm hatte er nach eigenen Angaben
bei einem Mechaniker in Paris anfertigen lassen. Er be—
wegte ihn durch Darmsaiten, die von der Brust aus unter—
halb des Anzuges über die Schultern des gesunden Armes
nach der Schulter des fehlenden Armes gingen. An den
Knopflöchern befanden sich zwei kleine Schlingen, die
Roger im gegebenen Moment mit dem lebendigen Arm er—
griff. Dadurch bewerkstelligte er täuschend die Bewegung
des künstlichen Armes.
Roger hatte durch dieses harte Schicksal seinen reizen—
den, liebenswürdigen Humor in keiner Hinsicht eingebüßt.
Unsere Mußestunden verbrachten wir auch diesmal nach
aewohnter Art und in stets fröhlicher Stimmung. Ich
füge hier zwei Briefe Rogers in Faksimiles bei; der eine ist
mit der rechten Hand im Jahre 1858, der andere mit der
linken Hand im Jahre 1868 geschrieben.
Der Königliche Hofschauspieler Hermann Hendrichs
gastierte einige Male, ohne besonders anzuziehen. Hin—
gegen fand Carl Helmerding beim Publikum großen An—
klang. Auch erzielte Emil Devrient mit seinen Parade—
rollen stets ausverkaufte Häuser. Tichatscheck sang in
den Opern: „Tannhäuser“, Prophet“, „Stumme von Por—
tici“, „Jüdin“, „Robert der Teufel“ mit jugendlicher
Frische und seltener Ausdauer. Nach ihm gastierte Theo—
dor Döring, selbstverständlich nur vor ausverkauften
Häusern, und begeisterte durch seine Meisterleistungen nicht
nur das Publkum, sondern, was viel sagen will, auch die
Mitspielenden. Ein Gastspiel von Grunert folgte als—
dann, jedoch ohne besondere Wirkung auszuüben.
Ein sehr beliebter Gast war Frau Marie Niemann—
Seebach, die stets mit gefüllter Kasse nach Hannover zurück