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IV. Kapitel. Regisseur. 1859-1863

Full text: Erinnerungen aus meinem Leben / Strantz, Ferdinand von (Public Domain)

38 Helmerding. Emil Devrient. Tichatscheck. Döring. 
ihm noch immer fremden Sprache sang und dabei in allen 
Szenen der Bewegung des künstlichen Armes zu denken 
hatte. Den künstlichen Arm hatte er nach eigenen Angaben 
bei einem Mechaniker in Paris anfertigen lassen. Er be— 
wegte ihn durch Darmsaiten, die von der Brust aus unter— 
halb des Anzuges über die Schultern des gesunden Armes 
nach der Schulter des fehlenden Armes gingen. An den 
Knopflöchern befanden sich zwei kleine Schlingen, die 
Roger im gegebenen Moment mit dem lebendigen Arm er— 
griff. Dadurch bewerkstelligte er täuschend die Bewegung 
des künstlichen Armes. 
Roger hatte durch dieses harte Schicksal seinen reizen— 
den, liebenswürdigen Humor in keiner Hinsicht eingebüßt. 
Unsere Mußestunden verbrachten wir auch diesmal nach 
aewohnter Art und in stets fröhlicher Stimmung. Ich 
füge hier zwei Briefe Rogers in Faksimiles bei; der eine ist 
mit der rechten Hand im Jahre 1858, der andere mit der 
linken Hand im Jahre 1868 geschrieben. 
Der Königliche Hofschauspieler Hermann Hendrichs 
gastierte einige Male, ohne besonders anzuziehen. Hin— 
gegen fand Carl Helmerding beim Publikum großen An— 
klang. Auch erzielte Emil Devrient mit seinen Parade— 
rollen stets ausverkaufte Häuser. Tichatscheck sang in 
den Opern: „Tannhäuser“, Prophet“, „Stumme von Por— 
tici“, „Jüdin“, „Robert der Teufel“ mit jugendlicher 
Frische und seltener Ausdauer. Nach ihm gastierte Theo— 
dor Döring, selbstverständlich nur vor ausverkauften 
Häusern, und begeisterte durch seine Meisterleistungen nicht 
nur das Publkum, sondern, was viel sagen will, auch die 
Mitspielenden. Ein Gastspiel von Grunert folgte als— 
dann, jedoch ohne besondere Wirkung auszuüben. 
Ein sehr beliebter Gast war Frau Marie Niemann— 
Seebach, die stets mit gefüllter Kasse nach Hannover zurück
	        
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