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III. Kapitel. Sänger und Schauspieler. 1848-1859

Full text: Erinnerungen aus meinem Leben / Strantz, Ferdinand von (Public Domain)

Joseph Tichatscheck. Mrs.Phelps. Karl Devrient. 81 
„Uriella“ mit der vorzüglichen Tänzerin Kathi Lanner 
hatte guten pekuniären Erfolg. Ein Gastspiel des be— 
zühmten sächsischen Kammersängers Joseph Tichatschek 
füllte, wie stets, Zuschauerraum und Kasse. 
Auf Tichatschek folgte ein Gastspiel des bedeutendsten 
englischen Tragöden, Mer. Phelps, der durch die großartig 
durchgeführten Rollen Lear, Shylock und Macbeth das 
publitum hinzureißen und zu begeistern verstand. Dieser 
zroße Künstler bewies mir von neuem, welche wunder— 
baren Wirkungen man hinsichtlich der Diktion mittelst 
Atemholens durch die Nase, ohne den Mund zu öffnen, er— 
zielen kann. Der anstrengende erste Akt des „Lear“ wurde 
dadurch von ihm meisterhaft, scheinbar ohne jegliche An— 
strengung bewältigt. 
Im Juli 1859 gastierten Bettini und die Lafont in 
mehreren Opern. Die gewaltige und schöne Stimme 
Bettinis hatte ich schon 1847 in Paris bewundert. Der 
Rünstler war damals an der Großen Oper engagiert und 
gefiel sehr, mußte aber dessenungeachtet wegen ungenügen— 
der französischer Aussprache das Engagement verlassen. 
Die Aufführung der Opern „Il Trovatore“, „Norma“, 
„Othello“, „Lucretia Borgia“, mit obigen Gästen hatten 
ebenfalls gute Einnahmen im Gefolge. 
In späteren Jahren gastierte auch Karl Devrient am 
Hamburger Stadttheater. Um eine möglichst hohe 
Benefiz-Einnahme zu erzielen, ließ er seine Gattin, Frau 
Schröder-Devrient, in der „Jungfrau von Orleans“ die 
Jeanne d'Arc spielen. Dieses Kunststück mißlang voll— 
ständig. Die berühmte Sängerin sprach die ganze Rolle 
fast durchgängig in ihren tiefen Alttönen und wurde 
monoton. Der künstlerische Erfolg blieb aus, aber der 
pekuniäre war erzielt. Von einer Wiederholung dieses 
Experiments habe ich nie etwas gehört. 
Strantz, Erinnerungen.
	        
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