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Adeline Gräfin Schimmelmann.
Zu der Zeit bildete sich eine Gesellschaft,“) unter dem Vorwande,
mir zu helfen. Ein Aufruf ward in meinem Namen erlassen*)
und ein Komitee bildete sich, welches versprach, mich jährlich mit
56000 Mark zu unterstützen. Sie drängten mich, mehr für meine
eigenen Bedürfnisse auszugeben und baten mich, vorläufig 6000
Mark für das laufende Jahr aus meiner eigenen Kasse vorzu—
schießen, die ich dann wieder erhalten solle, was ich mit Vergnü—
gen annahm. Aber sie zahlten es mir nie zurück, ebensowenig
erhielt ich je den versprochenen Zuschuß, auch die kommenden Jahre
nicht. Dennoch hatten sie große Summen Geldes dazu gesam—
melt.“) Dann brachte der „Verein“ den Gedanken auf, die See—
mannsheime müßten selbsterhaltend gemacht werden. Ich sollte
versprechen, nichts von meinem Gelde daran zu wenden, und nichts
ohne Bezahlung dort verabreichen zu lassen. Bier sollte ausge—
schenkt werden, um die Ausgaben zu decken. Ich erwiderte, daß
ich darauf vorbereitet sei, Rechenschaft von den 5000 Mark, wenn
ich sie erhalten sollte, zu geben; was ich selbst beisteuere, wäre
nicht Sache des Komitees, aber ein Bierhaus könne ich nicht dul—
den. In anbetracht dieser Sachen, und auch um einige Freunde
zu besuchen, ging ich im nächsten Jahre nach Berlin. Wie ich schon
erwähnte, beschloß ich, meine Verbindung mit jenen Angelegen—
heiten der Fischerei, die mich nicht direkt betrafen, zu lösen, indem
ich die Insel für einige Zeit verließ. Da ich eine Einladung nach
Berlin hatte, um mit einem Staatssekretär, der mich einst in
Göhren aufgesucht hatte, über wichtige Dinge zu verhandeln, reiste
ich nach der Hauptstadt. Noch mehr aber wünschte ich den Reichs—
kanzler Grafen Caprivi zu sprechen, der mir Hülfe geschickt hatte.
FF.
Das ESvangelium und harte Arbeit.
In jener Zeit war große Not unter den Arbeitslosen der
Hauptstadt. Der Dämon „Hunger“ nahm überhand. Keine christ—
*) Verein „Seemannsheim“, Berlin.
**) Ohne mein Wissen und Wollen.
*) Noch heute zahlen vielleicht Beitraggeber Summen an den Verein,
in der Meinuͤng, daß sie für mein Werk seien. Ich erhalte nach wie vor
nichts von dem Verein, und er arbeitet mir entgegen.