Kindheit und bei Hofe.
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Als ich 3 Jahre alt war, erschien ich zum ersten Male bei
Hofe. Es war dies bei Gelegenheit eines Besuches bei der wunder—
schönen Königin Karoline Amalie in Fredensborg, es thut mir leid,
gestehen zu müssen, daß der Versuch — weil er zu verfrüht war —
sehr mißglückte. Ich fing damit an der Königin zu erklären, daß
ich ihr nicht die Hand küssen wolle und ihr nur einen Kuß auf
die Backe geben würde. Die Königin hatte Kinder lieb und amü—
sierte sih sehr über mein Betragen. Sie nahm mich auf den
Schoß, küßte mich und bestand darauf, daß ich den ganzen Tag
bei ihr bleiben solle. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ent—
zückt ich beim Frühstück war, als ich mich allein bedienen durfte
und mir die Brötchen aussuchte, die am schönsten aussahen, an—
statt noch, wie bisher von meiner Kinderfrau mit Brot und Milch
gefüttert zu werden.
Noch sehe ich die schönen blauen Augen der Königin auf mir
ruhen und erinnere mich des Entzückens über einen Stockrosen—
stengel aus ihrem Garten. Es wäre besser, wenn diese Erinnerung
hier ihren Abschluß erreicht hätte. Aber leider! Im Lauf des
Tages benahm ich mich sehr unhöfisch. Trotz des Einwandes meiner
Mutter bestand Majestät darauf, mich zur Tafel zu behalten und
zwischen zwei junge Herren zu setzen. Zuerst ging dies wunder⸗
voll; dann aber sah ich plötzlich wie meine Mutter, die am andern
Ende der Tafel neben der Königin saß, meinen Nachbarn durch
Zeichen zu verstehen gab, mir nicht zu erlauben, von einem herr—
lichen roten Gericht (ich denke, es war Hummer), das man uns
reichte, zu nehmen, und ich fing furchtbar an zu schreien. Meine
Mutter schickte sofort einen Lakaien, der mich hinausbringen sollte,
aber ich erklärte ihm, ich könne allein gehen, schlüpfte von meinem
Stuhl herunter, lief zur Königin und, indem ich mich an ihr
schwarzes Atlaskleid mit beiden Händen klammerte, erklärte ich
nicht eher zu gehen, als bis ich etwas von „dem da“, und dabei
zeigte ich auf eine Schale mit prachtvollen Pfirsichen, die gerade
vor ihr stand, bekommen hätte. Sie legte mir davon auf einen
Teller, und ich verschwand, so wohlerzogen wie ich konnte, in einem
Nebenzimmer, gefolgt von dem Lakaien, der die Beute trug. Ich
habe die unbestimmte Erinnerung, als ob ich in meinem Zufluchts-
ort eine Puppe zerbrach, die der Prinzessin Dagmar, (der Kaiserin—