114 Adeline Gräfin Schimmelmann.
war und daß keine Entschuldigung für ihre Gefangenhaltung vorhanden
sei. ... Sie war eingesperrt gewesen zwischen rasenden Tobsüchtigen
und gefallenen Frauen und wurde ihnen gleich behandelt. — Der plötzliche
und unverschuldete Fall aus einer Stellung als bevorzugte Dame des
Hofes und als Vertraute einer Kaiserin, zu einer Patientin eines Irren⸗
asyles, die weniger als ein menschliches Wesen ist, und auf einer Stufe
mit den Tieren steht — klingt wie ein Märchen aus „Tausend und eine
Nacht“. — Es war aber dem herrn Pontoppidan vorbehalten, eine
wahre Geschichte aus diesem unglaublich scheinenden Komplott zu machen,
und hätte er seine Absicht durchführen dürfen, hätte sie — obgleich völlig
normal — den Rest ihres Lebens in der Gefangenschaft zugebracht.
Zum Glück war sie mit einem ungewoöhnlich starken Willen begabt,
welcher zugleich mit ihrer natürlichen Frömmigkeit ihr die Kraft gab, die
schreckliche Situation zu überwinden, in die sie gebracht war. —
Das Land hat ein Recht, zu verlangen, daß die Behörden eine
gerichtliche Untersuchung dieses Falles und der empörenden Einzelheiten
vornehmen lassen.