Preßstimmen.
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Auszug
aus dem
offiziellen Bericht des Reichstages
vom 16. Oktober 1894.
Die Einsperrung der Gräfin sSchimmelmann.
Rede des Herrn G. Jensen, Abgeordneter für Baelum.
Die Sache, über welche ich zu sprechen wünsche, ist eine von größtem
Interesse für unser ganzes Land, da sie die Einsperrung der Gräfin
Adeline Schimmelmann in die 6. Abteilung des KRommunehospitals
betrifft. Ich bin von vielen Mitgliedern des Parlaments ersucht worden,
die Sache vor das Haus zu bringen. Der Fall ist Ihnen gut bekannt.
Graf Werner Schimmelmann hat seine Schwester in das Kommunehospitäl
eingefangen unter dem Vorwande, daß sie geisteskrank sei.
Es ist wahr, daß die Gräfin ein Leben geführt hat, welches sehr
verschieden von demjenigen der meisten Damen ihres Ranges ist. Ich
will nicht hierbei verweilen, sondern die Aufmerksamkeit auf ein kleines
Buch hinlenken, welches gerade herausgegeben ist unter dem Titel:
„Ein Daheim in der Fremde“ (von Otto Funke) und „Unter Berliner
Sozialisten“.
Ich will nun von den Motiven sprechen, aus welchen die Ein—
sperrung gemacht wurde und von den Entschuldigungen, welche dafür
vorgebracht wurden.
Diese waren: daß sie eine Pistole hatte und an einem krankhaften
Verfolgungswahn litte. Beide Behauptungen sind unwahr. Ich gebe
zu, daß sie eine Pistole besaß; sie hatte dieselbe aber schon als Hhofdame
am deutschen Hofe vor 22 Jahren, und niemand hat sie deshalb für
wahnsinnig gehalten. Zum übrigen hatte sie überhaupt gar keine Pistole,