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Verfolgung und Gefangenschaft

Full text: Streiflichter aus meinem Leben am deutschen Hofe, unter baltischen Fischern,und Berliner Sozialisten und im Gefängnis, einschließlich "Ein Daheim in der Fremde" / Schimmelmann, Adeline von (Public Domain)

Befreiung. 
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Verantwortlichkeit dieser ungültigen Vormundschaft erfüllt wurde, 
will ich in meinem nächsten Kapitel berichten. 
Endlich waren die Gerüchte bis an das Parlament gedrungen 
und ein Mitglied desselben fragte Pontoppidan im Namen vieler, 
ob es wirklich wahr sei, daß ich in der sechsten Abteilung des 
Kommunehospitals gefangen gehalten würde. Pontoppidan konnte 
es nun nicht mehr leugnen, versicherte aber, daß er bei meinem 
hoffnungslosen Wahnsinn niemand an mich heranlassen könnte. 
Man sagte ihm, daß nach Verlauf von 2 Tagen nichtsdestoweniger 
das Parlamentsmitglied zurückkehren und den Versuch machen 
würde, mich zu sehen. Pontoppidan versuchte sein möglichstes, 
mich schriftlich zu der Erklärung zu zwingen, daß ich niemand zu 
sehen wünsche. Dieser Plan scheiterte natürlich an meiner Weigerung 
zu solcher Lüge völlig. Dann wurde ihm die Thatsache klar ge— 
macht, daß seine Anstalt, selbst, wenn sich seine Aussagen über 
meinen geistigen Zustand nicht als Lüge erwiesen, keinesfalls ein 
erlaubter Platz für mich sei, und daß er mich dann unter das 
Gesetz stellen und von diesem mich einem Staatsasyl überliefern 
lassen müsse. Da dachte er denn, es sei wohl doch das beste, 
mich aus seinen Händen zu geben, ehe das Parlamentsmitglied 
wiedererschien und neue Nachforschungen ins Werk gesetzt würden. 
Von diesen Verhandlungen wußte ich nichts, und Pontoppidan be— 
nutzte meine Unwissenheit, um seinen letzten Meisterstreich von 
unmenschlicher Diplomatie zu versuchen, um mich meines Ver— 
standes zu berauben, indem er mir jegliche Hoffnung auf Befreiung 
nahm. Er drang bei mir ein und erklärte mir kurz, daß man 
gewillt sei, mich an einen andern Ort zu bringen, von dem zu 
entfliehen es, wie ich wohl wisse, unmöglich sei, solange das falsche 
Zeugnis meines Wahnsinns, welches er mir hiermit gäbe, nicht 
für ungültig erklärt würde.*“) In jenem Augenblick gab ich jede 
Hoffnung für dieses Leben auf, wußte ich doch nicht, daß ich 
einem gut eingerichteten Staats-Irrenhaus und der Fürsorge der 
höchsten Autoritäten in geistigen Krankheiten übergeben werden 
x*) Man gab mir zu verstehen, daß ich nun in die Hände, die meinen 
Geist brechen würden, geliefert würde.
	        
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