Befreiung.
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Verantwortlichkeit dieser ungültigen Vormundschaft erfüllt wurde,
will ich in meinem nächsten Kapitel berichten.
Endlich waren die Gerüchte bis an das Parlament gedrungen
und ein Mitglied desselben fragte Pontoppidan im Namen vieler,
ob es wirklich wahr sei, daß ich in der sechsten Abteilung des
Kommunehospitals gefangen gehalten würde. Pontoppidan konnte
es nun nicht mehr leugnen, versicherte aber, daß er bei meinem
hoffnungslosen Wahnsinn niemand an mich heranlassen könnte.
Man sagte ihm, daß nach Verlauf von 2 Tagen nichtsdestoweniger
das Parlamentsmitglied zurückkehren und den Versuch machen
würde, mich zu sehen. Pontoppidan versuchte sein möglichstes,
mich schriftlich zu der Erklärung zu zwingen, daß ich niemand zu
sehen wünsche. Dieser Plan scheiterte natürlich an meiner Weigerung
zu solcher Lüge völlig. Dann wurde ihm die Thatsache klar ge—
macht, daß seine Anstalt, selbst, wenn sich seine Aussagen über
meinen geistigen Zustand nicht als Lüge erwiesen, keinesfalls ein
erlaubter Platz für mich sei, und daß er mich dann unter das
Gesetz stellen und von diesem mich einem Staatsasyl überliefern
lassen müsse. Da dachte er denn, es sei wohl doch das beste,
mich aus seinen Händen zu geben, ehe das Parlamentsmitglied
wiedererschien und neue Nachforschungen ins Werk gesetzt würden.
Von diesen Verhandlungen wußte ich nichts, und Pontoppidan be—
nutzte meine Unwissenheit, um seinen letzten Meisterstreich von
unmenschlicher Diplomatie zu versuchen, um mich meines Ver—
standes zu berauben, indem er mir jegliche Hoffnung auf Befreiung
nahm. Er drang bei mir ein und erklärte mir kurz, daß man
gewillt sei, mich an einen andern Ort zu bringen, von dem zu
entfliehen es, wie ich wohl wisse, unmöglich sei, solange das falsche
Zeugnis meines Wahnsinns, welches er mir hiermit gäbe, nicht
für ungültig erklärt würde.*“) In jenem Augenblick gab ich jede
Hoffnung für dieses Leben auf, wußte ich doch nicht, daß ich
einem gut eingerichteten Staats-Irrenhaus und der Fürsorge der
höchsten Autoritäten in geistigen Krankheiten übergeben werden
x*) Man gab mir zu verstehen, daß ich nun in die Hände, die meinen
Geist brechen würden, geliefert würde.