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von dem salzigen Meerwasser geschluckt hatte, hob es mich
wieder in die Höhe. Mein Kopf tauchte auf und genau
da, wo der zersplitterte, abgetrennte Mast mit dem Segel
und der Takelage unserer Barke schwamm. Den bekam ich
zu fassen. Und in demselben Moment sah ich auch in
einiger Entfernung ein Boot mit sechs Ruderern bemannt
und in der Spitze den braven kleinen Danziger Bischof,
das sich rasch näherte. „Halten Sie sich noch einen Augen—
blick!“ rief er mir zu. Dann streckte er mir einen langen
Bootshaken entgegen. Ich faßte die Spitze, und in der
nächsten Minute war ich von kräftigen Händen in das
Boot hineingezogen, naß wie eine Katze, Seewasser spuckend
und prustend, aber lebend und glückselig. Sperling und von
Arnim hatten sich schwimmend gerettet. Der Barkenführer
soll ertrunken sein. Bischof war am nächsten Schiff an
Bord geklettert. Man hatte das Boot ausgesetzt, und
mein Koffer war bereits herausgefischt, als man mich auf—
tauchen sah.
Gerettet zu sein, wenn man jede Hoffnung aufgegeben
hat — es ist eine wonnige Empfindung! Aber zunächst hieß
es, die „Grille“ aufsuchen.
Unsere Ruderer verstanden uns nicht und legten an der
Schiffstreppe des österreichischen Dampfers „Garignano“ an.
Erst oben auf Deck erkannte ich den Irrtum. Aber die
Herren Offiziere nahmen mich teilnehmend und freundlich
auf und boten mir als willkommene Labe feurigen Port—
wein, der mir bis auf die Haut Durchnäßtem sehr wohltat.
Zu längerem Verweilen blieb mir keine Zeit. Ich mußte
schleunigst in das Boot zurück, um mich zur „Grille“
rudern zu lassen, wenn ich auch nur geringe Hoffnung
hegen durfte, den Kronprinzen dort noch zu finden. Meinem
Retter sagte ich Ade und stieg an Bord des kronprinzlichen