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X. Meine Erlebnisse bei der Eröffnung des Suezkanals

Full text: Aus der Heimat und der Fremde / Pietsch, Ludwig (Public Domain)

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stimmten, und das „Hip-Hip-Hurrageschrei“ der Mann— 
schaften, die, in Parade aufgestellt, alle Rahen besetzt 
hielten. Die heiße, ägyptische Morgensonne am wolkenlosen 
Himmel bestrahlte diese heiteren, glanzvollen, lebendigen 
Bilder ringsum. Der „Aigle“ der Kaiserin legte sich nahe 
an unsere Seite, und von den Kapellen erklang die damalige 
Nationalweise des kaiserlichen Frankreich ‚Partant pour 
la Syrio“. 
Neuer, stärkerer Kanonendonner erdröhnte, vielhundert— 
stimmiges Hurrageschrei, und die Weise des „Heil Dir im 
Siegerkranz“ durchhallte die Luft. Das Kriegsschiff des 
Norddeutschen Bundes, die Korvette „Hertha“ mit unserem 
Kronprinzen an Bord, den sie nach Jaffa und wieder zu— 
rückgebracht hatte, lief in den Hafen ein. Die „Aurora“ und 
die „Grille“ folgten. Dann ein holländischer Dampfer mit dem 
Prinzen Heinrich der Niederlande, und weiter Schiff auf 
Schiff. Eine große, internationale Dampferflotte war in 
dem künstlich geschaffenen Hafenbecken versammelt. Auf 
jedem der beiden Uferspitzen des sich hier öffnenden oder 
mündenden breiten Kanals ragte je ein hoher Obelisk auf, 
der dort aus Holz und bemaltem Segeltuch provisorisch 
hergestellt war. Endlos, in der Ferne mit dem dunstigen 
Horizont verschwimmend, dehnte sich die kahle Ebene, 
flach wie ein Tisch, die der Kanal durchschneidet, aus, 
und ihm zur Seite schimmerten die Wasserlachen des von 
bewachsenen Sumpfstreifen und von Binsendickichten durch— 
zogenen Menzaleh-Sees. 
Nach dem Frühstück, in der Mittagstunde, bestiegen Graf 
Hohenthal und Hauptmann v. Knobelsdorff, beide in voller 
Uniform, mit Heyden und mir ein Boot, das uns zur „Hertha“ 
hinüberruderte, wo wir den Kronprinzen begrüßen wollten. 
Dort fanden wir den General v. Schweinitz, den General—⸗
	        
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