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VII. Augusttage in England (1893)

Full text: Aus der Heimat und der Fremde / Pietsch, Ludwig (Public Domain)

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den Altanen der Klubhäuser und vor den Hotels am 
Strande Sitzenden, aus den offenen Fenstern schauenden 
Frauen und Mädchen, deren bloßer Anblick ein empfäng— 
liches Männerherz in einen gelinden Rausch versetzen könnte, 
die alle begeisterten Hymnen rechtfertigten, welche je zum 
Preise Englands als des wahren Geburtslandes reinster 
weiblicher Schönheit erklungen sind. Wie atmet alles an 
ihnen Gesundheit, Frische und vollkommenste Sauberkeit! 
Wie von einer herzerquickenden Seebrise fühlt man sich bei 
ihrem Anblick angeweht. Aber andererseits auch welche weib— 
lichen Vogelscheuchen, welche Zerrbilder des Begriffes „Weib“ 
in denselben Trachten, die jenen anderen so zum Entzücken 
stehen! 
Zahlreicher noch als die Frauen und Fräulein sind die 
Männer aller Altersklassen, von denen Straßen und Kais 
wimmeln; die Klubmen fast'ausnahmslos in derselben vor⸗ 
schriftlichen, schwärzlich marineblauen Tracht und der flachen 
dunklen Schirmmütze, — auch sämtliche Herren von der Bot⸗ 
schaft haben sie angelegt. Die schlanken, sehnigen Gestalten 
der Helden der Ruderraces im Boatingdreß, die eng⸗ 
lischen Soldaten in scharlachner und in schwarzer Jacke, das 
kleine Mützchen auf dem glattgewichsten gescheitelten Haar, 
das Stöckchen unter dem Arm ohne jede Waffe an der Hüfte; 
die breitschultrigen, breitbeinig austretenden Seemänner von 
den englischen Prinzendampfern und dem ebenfalls in Solent 
ankernden Turmschiff, die dunkelblau wie sie gekleideten 
deutschen Kameraden von unserer „Gneisenau“, „Stosch“, 
„Stein“ und „Blitz“ und die von der „Hohenzollern“, in 
blaubesetzten weißen Mützen, Jacken und Hosen — diese 
unsere Landsleute durch die echt preußisch stramme, aufrechte 
Haltung scharf von den englischen und den Matrosen 
des einen italienischen Kriegsschiffes, ernst und düster blickenden 
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