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Hauswände sind in jedem seiner drei Stockwerke von je zwei
miedrigen Fenstern durchbrochen. Zwischen den obersten der
Westseite steht in einer Nische eine große Madonnenstatue.
An der Ostseite tritt ein runder Treppenturm mit schwärz—
lichem Kegeldach heraus. Hie und da sind die Wände bis zum
ersten Geschoß hinauf von Geißblatt überrankt. Dichtlaubige
Kastanienbäume, Linden, baumhohe alte Holundersträuche
umschatten das Haus. Ein Gärtchen, in welchem gegenwärtig
die letzten Rosen und weiße Lilien an hohen, schlanken Stengeln
leuchten, breitet sich auf dem Plateau vor der Südseite aus.
Ein sanft ansteigender Pfad führt vom Fuße des Kirchhügels
aus am rasigen, buschigen Hange an einem wundervollen,
alten Bauerngehöft vorüber da hinauf. Das ist das Schlöß—
chen Lanegg, ein dem 16. oder 17. Jahrhundert entstammen—
der Bau, der leider in den letzten Jahrzehnten durch den
Abbruch seiner ehemaligen Ecktürmchen und das Aufsetzen
jenes gar nicht zu seinem Baustil passenden Daches viel von
seiner echten charakteristischen Erscheinung eingebüßt hat. Es
scheint ursprünglich nur einen Teil eines ausgedehnten Burg—
baues gebildet zu haben, der später zerstört und abgetragen
ist. Auf dem Hügel und der dahinter ansteigenden Berg—
lehne zeugen noch heute Mauerreste von 190 m Dicke von
dem einstigen Vorhandensein dieses das Tal beherrschenden
festen Platzes. Einer der Burgherren von Lanegg liegt vor
dem Hauptaltar der Mehrner Kirche begraben. Die Stein—
platte, welche seine Gruft bedeckt, trägt unterhalb des Wappens
die eingemeißelte Inschrift: „Allda liegt begraben der Wol
Edelgeborn Herr Leopold Joseph Faber Von Lanegg, der
Röm. Kays. Und Königl. Cathol. May. Landt-Militiä—
Haubtmann, Welcher den 13. Mar. Anno 1740 in Got Selig
Verschieden; Got Gnad dero Selen.“
In diesem Sommer ist das ganze Schloß von einer