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Die Schuljahre.
1843—52.
Jena.
Ostern 1843, 6 Jahre und 2 Monate alt, kam
ich zur Schule und zwar in die Privatschule des
Dr. Heimburg, in der Nähe des Elternhauses, Mit
meiner Schiefertafel schritt ich ihr stolz und er-
wartungsvoll am ersten Tage zu und fühlte mich in
ihr auch sehr befriedigt, als ich vom Lehrer eine
grosse Zuckerdüte empfing. Bald aber kam die Ent-
täuschung, weil diese Schenkung sich nicht wieder-
holte, vielmehr der bittere Ernst des Lebens nun
begann. Der Lehrer St., der uns das ABC beizu-
bringen hatte, hielt strenge Zucht und säumige, un-
gezogene Schüler wurden durch‘ „Erbsenknieen“
oder ‘„Handschmitzchen“ auf den Weg der Pflicht
zurückgeführt. Wenn der dicke Schulmonarch den
armen Delinquenten vor seinen Thron, das Katheder
citirte, ihm mit dem Lineal nach den hingehaltenen
fünf Fingerspitzen schlug, die rasch weggezogenen
aber nicht traf, sondern sein eigenes fleischiges Knie
und darob immer mehr in Wuth gerieth, da lagerte
bange Schwüle über der Klasse und freudig wurde
das „Ausläuten“ begrüsst. Draussen aber war das
ausgestandene Leid schnell wieder vergessen.
Im nächsten Jahre starb Heimburg und seine Schule
ging in den Besitz des Prof. Stoy über, der die An-
stalt erweiterte und ein Seminar neben ihr errichtete.
Karl Volkmar Stoy hat sich den Ruf eines be-
deutenden Pädagogen erworben und im Jahre 1898