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II. Meine Spielzeit. 1837-1843. Jena

Full text: Eine Selbstbiographie / Koch, Robert (Public Domain)

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Aber das Manco deckte die viele freie Bewegung in 
dem mehrere. Morgen grossen Garten. Welchen 
Genuss gewährt doch den Kindern solch grosser 
Hausgarten, und wie oft habe ich die meinigen be- 
dauert; die in der Grossstadt die vielen damit 
zusammenhängenden Kinderfreuden entbehrten! Da 
war kein Fruchtbaum mir zu hoch. .Da gab es 
Beeren und Kernobst in Hülle und Fülle, da hatte 
auch jeder. von uns seine. eigenen Beete, wo er im 
Wetteifer mit den: Geschwistern „Kunstgärtnerei“ 
trieb, da wurden Zaun-Freundschaften geschlossen 
und Bekanntschaften gemacht. . Besonders interessant 
war die Nachbarschaft zur Rechten. Das Grund- 
stück gehörte den Hinterbliebenen eines Prof. C. 
Der gelehrte Mann hatte sich wohl um die Erziehung 
seines einzigen Kindes,. einer Tochter, nicht ge- 
kümmert und so wuchs Sophiechen, von Mutter 
und Grossmutter verhätschelt, ohne allen Schul- 
unterricht als ein reines Naturkind auf. Ich sehe 
sie noch, schon als Jungfrau, wie‘ ein wildes Fohlen 
mit aufgelösten Haaren durch den Garten jagen oder 
auf einem hohen Schaukelpferde, das in einer Halle 
ihres Gartenhauses stand, wie eine Amazone reiten. 
Täglich punkt 2 Uhr fuhr ein Postillon mit der alten 
Staatskutsche des Professors vor, die alten Damen, 
Mutter und Grossmutter,- stiegen ein, legten sich 
das grosse ‚Kind quer auf den Schooss und nun 
ging die: Fuhre los, langsam im Schritt, zu jedem 
der. vier Chore der Stadt eine Strecke weit hinaus, 
drei volle Stunden lang und zwar mit einer solchen 
Regelmässigkeit, dass die. Jenenser nach dem Vorbei- 
fahren der Kutsche. ihre: Uhren stellten. 
Spätere Culturversuche schlugen bei Sophiechen
	        
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